Berechnung von Soldner'schen Coordinaten aus gegebenen geographischen Coordinaten und umgekehrt für topographische Zwecke (neue Württembergische topographische Karte)

Hammer
1898 Astronomical Notes - Astronomische Nachrichten  
1. Bei Gelegenheit einer Veroffentlichung iiber die in der Herstellung begriffene neue wiirttembergische topogr. Karte im Maassstab I : Z~O O O * ) hat Herr Prof. Dr. Jordan abermals bequeme Reihen angegeben, durch die man zu den gegebenen geographischen Coordinaten eines Punktes nun auch zwischen etwa 47 ifa" und 49 Polhohe seine Soldnerschen Coordinaten in irgend einem orientirten geodatischen System rnit gegebenen geographischen Nullpunkts-Coordinaten berechnen kann (vgl. die frtiheren
more » ... kelungen desselben Verfassers in der Zeitschr. fiir Vermess. 1894, S. 33, Handbuch der Vermessungskunde 3. Bd. 1896, s. 409, Zeitschr. fur Vermess. 2898, S. 6). Da zugleich darauf hingewiesen wird, dass die B wiirtteinbergische Rechnunga dem Vernehmen nach anders gefiihrt worden sei, und ich brieflich dariiber zur Rede gestellt werde, dass die in der untenstehenden Anmerkung angefiihrten )>Anweisungena nichts daruber enthalten, so mochte ich mir gestatten, hier kurz iiber das von mir eingehaltene Verfahren zur Losung der angedeuteten Aufgabe zu berichten. Dass dies nicht schon friiher geschehen ist und dass die ,Anweisungenc nichts dariiber geben, hat seinen Grund darin, dass icb zu der Zeit, da ich noch Mitarbeiter an der neuen wiirttembergischen Karte war (bis 1892) die Absicht hatte, die ganze einfache Rechnung fur alle Sectionseckpunkte selbst durchzufiihren und dass mir seitdem keine amtliche Veranlassung zu einer Mittheilung dariiber gegeben wurde. 2. Die Aufgabe ist folgende : Ein System rechtwinkliger spharischer (Soldner'scherj Coordinaten liegt auf der Erdoberflache wie gewohnlich orientirt, d. h. seine x -Axe soll der Meridian des Nullpunktes sein (es kommt zunachst nicht darauf an, dass diese Annahme fiir Wiirttemberg nur genghert zutrifft) und die geographischen Coordinaten des Nullpunktes sind gegeben: y o , o (d. h. Langen vom x-Axen-Meridian aus geziihlt). Man soll die Soldner'schen Coordinaten eines Punktes berechnen, dessen geographische Coordinaten (ellipsoidische Coordinaten, auf den Nullpunkt bezogen) gegeben sind. Dabei handelt es sich hier nur um Schnittpunkte ganz bestimmter Parallelkreise, namlich der Nord-und Siidrander der I 84 Blatter der ganzen wiirttembergischen Karte, mit ganz bestimmten Meridianen, der West-und Ostrander. Diese Parallelkreise sind je um 6' ellipsoidischen Polhohenunterschied von einander entfernt, die Meridiane um je KO' ellipsoidischen Langenunterschied ; und zwar ist der siidlichste resp. nordlichste in Betracht kommende Parallelkreis (Siidrand resp. Nordrand der siidlichsten resp. nordlichsten Blatter) 47" 24' resp. 49O 36', wahrend die Liingendifferenz zwischen dem westlichsten und dem ostlichsten vorhandenen Rand der Blatter 2 O 20' betragt. Es liegt nahe, die ellipsoidische Rechnung dadurch vollstandig durch eine spharische zu ersetzen, dass man das erforderliche Ellipsoidflachenstiick nach einern passenden Verfahren auf die Vermessungskugel der Landesvermessung, auf der man sich zunachst das System der rechtwinkligen spharischen Coordinaten zu denken hat, abbildet. Bei der geringen Breite der ganzen Ellipsoidzone und der ebenfalls nicht grossen Ausdehnung des Flachenstiicks in der Richtung Ost-West ist es dabei ganz gleichgliltig, ob man die Uebertragung ") Zeitschr. f i r Vermess. 1898, S. 65-84. D a wenigstens in engerem Kreise bekannt geworden ist, dass die BAnweisungcnc zur Herstellung jener Karte (aus denen a. a. 0. Ausziige gegeben werden) von mir herriihrcn, so mochte ich bemerken, dass ich fur die Angabe des Titelblattes, a. a. 0. S. 72, es liege dieser neuen Karte odie polyedrische Projection zu Grundea, keine Verantwortung trage. Diese Angabe halte ich auch im Biibertragenen Sinnea (S. 7 1 ) nicht fir zolassig; denn im Wcsen der polyedrischen Projection liegt, dass man sie auf ganz beliebig viele in Zonen und Zweiecken neben einander liegende Blatter ausdehnen kann, die sich aber mathematisch genau nicht zusammenpassen lassen, wahrend die neue wiirttembergische Karte selbstverstandlich die Abbildungsmethode unserer Landesverrnessung und aller aus ihr hervorgegangenen Karten, die Cassini -Soldner'sche hat, wobei diesmal nur (im Gegensatz zu unserem topographischen Atlas) nicht Parallelen zur x-und y-Axe der ebenen Abbildung die Blatter begrenzen, sondern Parallelkreise und Meridiane; die Blatter der ganzen Karte sind mdthematisch genau zusammensetzbar, aber die Karte ware nicht beliebig weit auszudehnen, o h m dass nicht bald die Verzermngen selbst f~ den Maassstab I : 25000 fiihlbar wurden. .-Auch die Angabe des a. a. 0. abgedruckten Conspects : >Die Meridiane und Parallelkreise, welche die Blatter begrenzen, beziehen sich auf die Tiibinger Sternwarteg, ist nicht richtig. Denn, wie ebenfalls angegeben ist, wurde zum Zwecke des genauen Anschlusses der Karte an die gleichartige des Grossherzogthums Baden z B. die wirkliche Polhohe des Nullpunktes Tiibingen (von Bohnenberger zu 48O 31' 1274 bestimmt und jedenfalls auf I" richtig) aufgegeben zu Gunsten der badischen Annahme fur Mannheim und der ellipsoidischen Triangulirungs -Uebertragung. 10
doi:10.1002/asna.18981470802 fatcat:hl2clwj7xjg35br2thxixml5na