Klaus Arnold: Kalter Krieg im Äther. Der Deutschlandsender und die Westpropaganda der DDR
Klaus Betz
2003
Kalter Krieg im Äther. Der Deutschlandsender und die Westpropaganda der DDR Münster, Hamburg, London: LIT Verlag 2002, 746 S., ISBN 3-8258-6180-5, € 45,90 Die vorliegende Promotionsschrift beeindruckt schon allein durch ihren stattlichen Umfang. Offensichtlich hat der Autor keine Mühen gescheut, alle seine in aufwendigen Recherchen in den einschlägigen Archiven der alten BRD sowie der neuen Bundesländer gewonnenen Informationen auch für den Leser aufzubereiten. Weniger wäre manchmal besser
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... en, denkt man vor allem in den ersten beiden Kapiteln, wo es um die Genese einer Propagandatheorie sowie um dieweitgehend bekannte -Medien-und Westpolitik der DDR im Kalten Krieg geht. Hat man diese Mühen aber erst einmal überwunden (oder auch überschlagen ... ), so hat man es im folgenden mit einer Chronik des Deutschlandsenders (DS) zu tun, die faktenreich, nachvollziehbar und äußerst spannend zugleich ist. Dies gilt zunächst für die widersprüchliche Gründungsphase des Senders, der zwischen den politischen Erwartungen der sowjetischen "Berater" in Richtung auf die deutsche Einheit, den Illusionen der aus den KZs kommenden Antifaschisten, die von einem demokratischen Deutschland mit vereinten Arbeiterparteien träumten, und den Machtinteressen der im Moskauer Exil im stalinistischen Sinne ausgebildeten Kadern drohte zerrieben zu werden. Zahlreiche Kampagnen und Entlassungen -u.a. des ersten Generalintendanten Hans Mahle -zeugen von diesen internen Kämpfen, die hier insgesamt glaubwürdig und aufz.T. handschriftlichen Notizen der Führungspersonen -z.B. des unsäglichen Herrmann Axen -basierend geschildert werden. Allerdings kann sich der Autor vor allem in diesen ersten Nachkriegsjahren nicht immer in den widersprüchlichen Quellen orientieren und verheddert sich gelegentlich in seinem Anspruch, die von ihm entwickelte Propagandadefinition (wonach Propaganda immer eine in sich geschlossene und die Wahrheit für sich reklamierende Ideologie zur Basis haben muss) auch am Gegenstand OS belegen zu wollen. Besonders fällt dies bei seiner Beurteilung der Politik der SED zur deutschen Einheit auf. So wird die Einberufung des 2. Volkskongresses im März 1948 als "Grundstein für einen ostdeutschen Separatstaat" (S.141) bezeichnet, ohne dafür einen Beleg vorzubringen. Im Gegenteil werden als die Aufgabe dieses Kongresses die Durchführung eines (erfolgreichen!) Volksbegehrens für die deutsche Einheit sowie die Erarbeitung eines Verfassungsentwurfes für ganz Deutschland benannt -also Aktivitäten, die kaum als Abkehr von einem gesamtdeutschen Ziel bezeichnet werden können. Die Tatsache, dass die Volksabstimmung in der
doi:10.17192/ep2003.3/4.1955
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