Wolff, Edda: Liturgical Non-Sense. Negative Hermeneutics as a Method for Liturgical Studies Bases on Liturgical Case Studies of Holy Saturday

Joris Geldhof
2022
Ursprünglich handelt es sich bei dieser Monografie um eine Diss., die im Herbst 2018 an der Durham Univ. erfolgreich verteidigt wurde. Ihr Ziel war es, das Potenzial eines sehr spezifischen hermeneutischen Denkmodells, der negativen Hermeneutik, im Hinblick auf seine Anwendung in der Liturgiewissenschaft zu erkunden. Damit reiht sich diese Studie in eine längere Forschungslinie ein, die versucht, das Gespräch zwischen Liturgiker:inne:n und Philosoph:inn:en voranzutreiben -was eigentlich alles
more » ... dere als selbstverständlich und gerade deshalb lobenswert ist. Gleichzeitig sollte untersucht werden, welche Form von Negativität in der christlichen Liturgie selbst vorhanden ist, und wie sie mit der negativen Hermeneutik interagiert. Mit anderen Worten: Diese Monographie ist sowohl ein grundlegender methodologischer Essay als auch eine Übung in Liturgietheologie. Das Buch hat eine kurze Einleitung und einen kurzen Schluss, ist aber im Wesentlichen in zwei große Abschnitte gegliedert. Der erste Teil besteht aus einer Diskussion über die negative Hermeneutik als solche. Der Begriff selbst entstammt dem Denken des Schweizer Philosophen Emil Angehrn und weist inhaltlich deutliche Verbindungen zur radikalen Hermeneutik in der englischsprachigen kontinentalen Religionsphilosophie auf. Für die Anwendung der negativen Hermeneutik im Bereich der Liturgie bezieht sich die Vf.in auf zahlreiche Denker:innen, insbes. aber auf die Arbeiten des italienischen Theologen Andrea Grillo. Der zweite Teil besteht hauptsächlich aus einer Untersuchung der Liturgie vom Karsamstag in vier verschiedenen liturgischen Traditionen, für deren Charakterisierung die Vf.in die Methode der Fallstudien verwendet. Dahinter steht die Annahme, dass der Mangel oder die Abwesenheit von Bedeutung in genau diesem Moment des österlichen Triduums die positive Bedeutung der Liturgie erhellen kann. Die negative Hermeneutik geht davon aus, dass nicht alles im Leben einen Sinn hat. Sie sucht daher nach Erfahrungen und sprachlichen Ausdrücken, die genau das Gegenteil von Bedeutung zeigen. Dann denkt sie über die Spannung zwischen Sinn und Unsinn nach und versucht, die Härte des Letzteren nicht zu schnell zu beschönigen, in der Annahme, dass, wenn man nur lange genug wartet, alles irgendwann einen Sinn bekommt. Im Gegenteil, das Modell der negativen Hermeneutik lässt den Unsinn Unsinn sein und versucht zu klären und zu respektieren, was von den Rändern des Unsinns systematisch unterbelichtet oder vernachlässigt bleibt. Es ist sicherlich ein großes Verdienst der Vf.in, dass sie das Modell der negativen Hermeneutik von Angehrn ausführlich erläutert. Denn es ist nicht so, dass dieser Philosoph bisher in der Theol.
doi:10.17879/thrv-2022-4255 fatcat:vsfherx62vg2ddl2wdy67ahsum