50 Stunden Programm im Monat, 150 Millionen Hörerkontakte. Die Verkündigungssendungen der katholischen Kirche im ARD-Hörfunk

Joachim Opahle
2012 Communicatio Socialis  
KIrche IM runDfunK Die Stimme des Glaubens im Radio gehört zu den Medienformaten mit langer Tradition. Christliche Verkündigung wurde in der deutschen Radiolandschaft von Anfang an als Teil des Programmauftrags des öffentlich-rechtlichen Rundfunks verstanden. Vor allem nach dem Zusammenbruch des Dritten Reichs und auch wieder bei der Neuorganisation des DDR-Rundfunks nach der Wende von 1989 galten die Kirchen als besonders glaubwürdige und hinreichend staatsferne Advokaten des Gemeinwohls. Die
more » ... irche wiederum ließ in der bald 90-jährigen Geschichte kirchlicher Radioarbeit keinen Zweifel daran, dass dem Hörfunk eine wichtige Rolle für die Verbreitung der christlichen Botschaft zukommt. Radio-Nutzungsstudien haben ergeben, dass die Kirchensendungen auf breite Akzeptanz der Hörer bauen können. Hörfunk-Verkündigungssendungen sind in der Regel thematisch und inhaltlich niedrigschwellig und formal von einladendem Gestus. Sie können so dazu beitragen, dass Spiritualität und christlicher Glaube sich als Themen des öffentlich-gesellschaftlichen Diskurses behaupten. Zugleich aber steht die Stimme der Kirche im Radio vor der ständigen Herausforderung, sich als Dialogpartner in einer sich als säkularisiert verstehenden Welt auch zu bewähren und gegen Kritiker zu verteidigen. Die bis heute mitunter etwas pastorale Rhetorik hat nämlich das Image der Kirchenworte lange geprägt. "Wie bemooste Mahnfelsen ragen die morgendlichen Worte für den Tag aus dem Programmfluss des Radiovormittags", monierte einmal ein Kritiker nicht ganz zu Unrecht. Damit ist freilich nicht nur die Kritik am Format, sondern auch die Herausforderung kirchlicher Hörfunkverkündigung exakt beschrieben. Geht es doch darum, das Wort der Verkündigung einerseits hörerfreundlich und formatgerecht zu präsentieren, sich aber andererseits auch im bisweilen seichten Programmfluss populärer Unterhaltungswellen als relevante Wortmeldung zu behaupten.
doi:10.5771/0010-3497-2012-4-382 fatcat:ehxbd543wbcb3lj2f73ppn22by