Les cicatrices rouges 14-18. France et Belgique occupées

Annette Becker, Josef Schmid
unpublished
Kriegsverbrechen und-gräuel sind so alt wie die Geschichte der Kriegführung selbst. Von den Hochkulturen des Alten Orients angefangen, über das klassische Griechenland und Rom bis hin zu den großen Konflikten des Mittelalters galt die bewusste oder spontane Gewalt auch in ihrer exzessiven Form-d. h. gegen Zivilisten und generell non-combattants-zu den akzeptierten, wiewohl immer wieder gerügten Verhaltensmustern militärischer Aktionen. Ihnen gegenüber stand-wie gesagt-eine lange Tradition des
more » ... frufs zur clementia, die man idealtypisch etwa in Publius Cornelius Scipio Africanus verwirklicht sah und welche ihrerseits ein eigenes moralphilosophisches Genre ausprägte, welches in Literatur, aber auch Kunst und Musik seinen Widerhall fand. Was die barocke Theaterbühne beschwor, verfestigte das moderne Völkerrecht, welches spätestens seit der Mitte des 19. Jahrhunderts in dieser Beziehung normativen, also für die Kriegsbeteiligten verpflichtenden Charakter annahm. Dieser Tendenz zuwider lief die Verabsolutierung des Krieges in der Genese des »modern war«, welche sich auf der Krim abzeichnete, in den Exzessen des Amerikanischen Bürgerkrieges ausprägte (Shenandoah Valley Campaign) und schließlich im Ersten Weltkrieg und seinen internationalen Vorläuferkonflikten (Zulu-und Burenkrieg) ihr wahres Gesicht zeigte. Ein Hauptcharakteristikum dieses Phänomens wurde der brutale und unrechtmäßige Umgang mit den Bewohnern der nun immer öfter langfristig, also über die zeitliche Dauer eines einzelnen Feldzugs hinaus besetzten feindlichen Gebiete. So zentral dieser Aspekt für die Aufarbeitung der Kriegsgeschichte des 20. Jahrhunderts erscheinen mag, so selten sind übergreifende und damit vergleichende Analysen. Leider vermag auch der vorliegende Band solches nicht zu leisten. Wiewohl der Ansatz der Einbeziehung französischer und belgischer Verhältnisse während der deutschen Besatzungszeit 1914-1918 schon eine erfreuliche Erweiterung der üblichen case study darstellt, so bleiben die gewonnenen Einsichten und Erkenntnisse doch auf den gewählten geographischen Raum beschränkt. Zwar erinnert und gemahnt Annette Becker in ihrer Einleitung selbst an dieses Desiderat, also etwas einen Vergleich mit komparablen Erscheinungen etwa der russischen Besatzungspolitik im osteuropäischen Raum, bleibt dies aber-unter Verweis auf den vermeintlich zu großen Umfang eines solchen Vorhabens-schuldig. Was für den Leser übrig bleibt, ist eine detaillierte, gekonnte und mit offensichtlichem Engagement verfasste Darstellung der Verhältnisse in den erwähnten Gebieten seitens einer der profiliertesten zeitgenössischen französischen Historikerinnen auf diesem Gebiet. Sie umfasst alle Aspekte des Themas, von der persönlichen Erfahrung bis zur literarisch-philosophischen Reflexion, von den militärischen Motivation bis zu den diplomatischen Bemühungen, Lizenzhinweis: Dieser Beitrag unterliegt der Creative-Commons-Lizenz Namensnennung-Keine kommerzielle Nutzung-Keine Bearbeitung (CC-BY-NC-ND), darf also unter diesen Bedingungen elektronisch benutzt, übermittelt, ausgedruckt und zum Download bereitgestellt werden. Den Text der Lizenz erreichen Sie hier: http://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/3.0/de
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