Ein altchristlicher Hymnus

E. Preuschen
1901 Zeitschrift für die neutestamentliche Wissenschaft und die Kunde der älteren Kirche  
Die Zahl der uns bekannten Hymnen, die noch aus der Zeit der alten Kirche stammen, ist so gering, dass wir f r jede Vermehrung dankbar sein m ssen. Ganz besonders dankbar m ssen wir aber sein, wenn uns ein St ck alter Gemeindepoesie geschenkt wird. Mag auch der poetische Wert solcher Dichtungen noch so gering sein, darin besteht nicht ihre Bedeutung. Gerade die ungelenken Strophen, denen man die M hsal der Arbeit des Dichtens abmerkt, werden uns zu ganz besonders wertvollen Zeugnissen der
more » ... en und Hoffnungen, die in den Gemeinden lebten. Auch f r unsre Zeit sind die "Reichslieder", die in den Kreisen der Gemeinschaftsleute gesungen werden, charakteristischer, als Spitta's "Psalter und Harfe" oder Geroks "Palmbl tter". Dass man in den christlichen Kreisen einst mancherlei Poesien besessen hat, geht aus zahlreichen Stellen hervor, an denen solcher Psalmen und Hymnen Erw hnung geschieht. 1 Es lag in dem Charakter der ltesten Gemeinden begr ndet, wenn man zun chst zu den Psalmen des A. T. griff.* Ihnen wird man zun chst auch die eigenen Dichtungen nachgebildet haben, f r die auch Paulus das Wort ψάλλειν braucht (i Kor 14, 15). Dass diese Dichtungen, welcher Art sie immer gewesen sein m gen, z. T. auch aus unmittelbarer Inspiration hervorgingen und nicht etwa kl gelnder metrischer Berechnung ihr Dasein verdankten, lasst sich noch aus Paulus.entnehmen.3 Er stellt den ψαλμόc in eine Reihe mit der Lehr-> Vgl. die Stellensammlung: bei Harnacks Gesch. der altchristl. Litteratur I, 795 ff. 2 Nach ConstiL Apost. Π, 59 ist f r die t glichen Morgengottesdienste PS 62 und f r die Abendgottesdienste PS 140 vorgeschrieben. 3 Auch Eph ζ, i8f. ist das ψάλλειν und qibeiv als Wirkung des hl. Geistes bezeichnet. Brought to you by | Nanyang Technologic Authenticated Download Date | 6/11/15 3:34
doi:10.1515/zntw.1901.2.1.73 fatcat:h6mb35cybnhizcawrkjixhfe6i