Deutsche und polnische Christen. Erfahrungen unter zwei Diktaturen
Stefan Schreiner
2002
Besprechungen und Anzeigen 621 schaftler erarbeitet. Das durchweg ambitionierte Lehrerhandbuch wurde für den Geschichts-und Politikunterricht konzipiert und eignet sich gleichermaßen als Lesebuch für Schule und Hochschule. Der Band ist nach Themen geordnet, die sowohl die Innen-als auch die Außensicht der beiden Völker auf ihre Geschichte spiegeln. Die Themen werden jeweils mit einem kurzen Autorentext eingeleitet, dem Anregungen für die unterrichtliche Umsetzung folgen (Teil I). Die
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... bietet ferner ein reichhaltiges Material, das didaktisch interessant aufbereitet ist und mit unterschiedlichen Quellen, etwa Berichten von Zeitzeugen, offiziellen Stellungnahmen, literarischen Texten, Bildern und Fotografien, das Verhältnis zwischen Deutschen und Polen im 20. Jh. vergleichend und facettenreich beleuchtet (Teil II). Diese drei Elemente -Sachanalysen, didaktische Überlegungen, Quellen und Materialien -bilden das Gliederungsprinzip des Bandes und zeigen insgesamt, wie konstruktiv-innovativ gemeinsame Schulbucharbeit auch in anderen nachbarschaftlichen Konstellationen künftig aussehen könnte. Im Anhang: Glossar, Zeittafel, Unterrichtsmaterialen, ausgewählte Kinder-und Jugendliteratur, weiterführende Literatur, Zeitschriften und Serien, Bibliographien, audiovisuelle Medien, kommentierte Internet-Adressen u.a. Bochum Sonja Steier-Jordan Stefan Samerski: Ostdeutscher Katholizismus im Brennpunkt. Der deutsche Osten im Spannungsfeld von Kirche und Staat nach dem Ersten Weltkrieg. (Historische Forschungen.) Kulturstiftung der deutschen Vertriebenen. Bonn 1999. 146 S., 2 Ktn. -Die detailreiche Studie befaßt sich mit der Neugestaltung der katholisch-kirchlichen Verhältnisse in denjenigen "ostdeutschen" Gebieten, die das Deutsche Reich nach dem Ersten Weltkrieg durch den Versailler Vertrag verloren hatte. Auf solider Quellen-und Literaturkenntnis aufbauend, zeichnet der Vf. en detail die kirchenpolitischen Entscheidungen und Entwicklungen der frühen 1920er Jahre nach. Breiten Raum nimmt dabei die Analyse der politischen und diplomatischen Beziehungen zwischen Deutschland und dem Vatikan von der Aufnahme diplomatischer Beziehungen (S. 32-52) bis zu den Reichskonkordatsverhandlungen ein (S. 67-81). Wenn auch den Vatikan, was den Versailler Vertrag und seine Folgen betrifft, eine Art Interessengemeinschaft mit Deutschland verband und er ihm durch seine Politik aus der internationalen Isolation herauszukommen half, die "deutschen Erwartungen" an das Reichskonkordat jedoch, "die abgetrennten Ostgebiete kirchlich und völkerrechtlich an das Reich zu binden", erfüllte er nicht (S. 81). Daß er den Revisionsbestrebungen der deutschen Außenpolitik (S. 16-19) zudem eine Absage erteilte, belegen nicht zuletzt das Konkordat mit Polen von 1925 (S. 93-110) und die -damit einhergehende -Neuordnung der kirchlichen Jurisdiktionsbezirke, der am Ende auch die Diözesen Danzig/Gdansk und Kattowitz/Katowice ihr Entstehen verdanken (S. 81-92). ,-.) -Wenn deutsche und polnische Politiker heute auch gerne, und dies mit einem gewissen Recht, die in den deutsch-polnischen Beziehungen eingekehrte Normalität betonen, ist doch schwerlich zu übersehen, daß die beiderseitigen Beziehungen nicht nur eine komplexe, sondern eine nach wie vor ebenso komplizierte wie vor allem sensible, von den Erlebnissen und Erfahrungen vergangener Jahrzehnte, ja Jahrhunderte belastete Angelegenheit sind und der Vertiefung der Kenntnisse der Vergangenheit immer wieder neu bedürfen. Eben dazu wollen die im vorliegenden Band versammelten acht Aufsätze beitragen, in denen deutsche und polnische Autoren Rechenschaft von den Erfahrungen evangelischer, katholischer und orthodoxer Christen und Kirchen in Polen "unter zwei Diktaturen" ablegen, wie es im Untertitel heißt. Eingerahmt von Richard von Weizsäckers Resümee "polnisch-deutsche[r] Verständigung nach dem Zweiten Weltkrieg" (S. 15-21) und Heinrich Olschowskys Bestandsaufnahme der "Erfahrungen der polnischen Literatur mit zwei Diktaturen" (S. 180-198), geben -jeweils auf die Zeit der "beiden Diktaturen" bezogene -Überblicke: Bernd Krebs über die Geschichte des Protestantismus in Polen (S. 22-67), Dieter Bingen über die Geschichte der katholischen Kirche (S. 139-170) und Erzbischof Jeremiasz über die Geschichte der Polnischen Orthodoxen Kirche (S. 171-179). Der Vertiefung dieser geschichtlichen Überblicke dienen zwei Regionalstudien, in Zeitschrift für Ostmitteleuropa-Forschung 51 (2002) H. 4
doi:10.25627/20025147912
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