Koller, Hans-Christoph (2018). Bildung anders denken. Einführung in die Theorie transformatorischer Bildungsprozesse

Daniela Freisler-Mühlemann
2019
Das Buch setzt sich mit dem Bildungsbegriff auseinander, den Koller (2018, 9) als Erfahrungsprozess versteht, «aus dem ein Subjekt verändert hervorgeht». Durch die Auseinandersetzung mit Herausforderungen ermöglicht Bildung Menschen ihr Verhältnis zur Welt, zu anderen Menschen und zu sich selbst zu transformieren. Ausgehend von diesem Bildungsverständnis gliedert sich das Buch in vier Kapitel. In Kapitel I werden ausgewählte Bildungskonzepte vorgestellt. Koller begreift das Verhältnis zur Welt
more » ... nd zu sich selbst als gesellschaftlich sowie sprachlich vermittelt. Die Wirkung gesellschaftlicher Bedingungen beschreibt er mit Hilfe von Bourdieus Habitusbegriff (1987, 102) als «verinnerlichte äussere Strukturen», die aufgrund ungleicher Verteilung von Macht limitiert sind. Bildung ist folglich stets angesiedelt im Rahmen gesellschaftlicher Machverhältnisse. Welt-und Selbstverhältnis sind zudem sprachlich strukturiert. An dieser Stelle wird Lacans Subjektbegriff wichtig (1975, 19), dessen Unbewusstes durch die Sprache als differentiellem System von Signifikanten konstituiert wird. Die Relevanz von Lacans Konzept sieht Koller in seinem Beitrag zur theoretischen Erfassung der Konstitution des Subjekts sowie seinem Verhältnis zu anderen und zu sich selber, das als brüchig und instabil zu denken ist. Mit Butlers (2001) Konzept der Subjektkonstitution werden darüber hinaus gesellschaftstheoretische Aspekte berücksichtigt. Sie hebt das ambivalente Verhältnis von Subjekt und Macht hervor. Das Subjekt ist durch Machtverhältnisse geprägt und gleichzeitig handlungsfähig, d.h. determiniert selber Machtverhältnisse. Diese Ambivalenz ist am besten in Krisensituationen beschreibbar. Kapitel II widmet sich Konzepten, die es ermöglichen, die Infragestellung etablierter Welt-und Selbstverhältnisse durch Krisenerfahrungen zu beschreiben. Diskutiert wird das Konzept der Negation bestimmter Erwartungen (Buck, 1981) . Weiter ist das Konzept des Fremden wichtig, das die Überprüfung des subjektiven Wahrnehmens, Denkens und Handelns ermöglicht (Waldenfels, 1997) . In beiden Konzepten stellt die Erfahrung einen Vorgang dar, der einem widerfährt. Unter Bezug auf das Konzept des Widerstreits (Lyotard, 1989) versteht Koller den Bildungsprozess schliesslich als innovatives Sprachgeschehen, bei dem neue sprachliche Möglichkeiten gefunden werden in der Auseinandersetzung mit konkurrierenden Diskursen. Kapitel III skizziert eine Bildungstheorie, die es ermöglicht Verlaufsformen und Bedingungen von Bildungsprozessen zu untersuchen. Dabei greift Koller
doi:10.57694/390 fatcat:zule7s77dvdgpcvchyvjscwldi