Zum 75. Geburtstag von Wilhelm Weitz

L. Gedda
1957 Acta geneticae medicae et gemellologiae  
wurde am 5. M!ai 1881 in Bad Pyrmont als Sohn des allgemein geachteten Arztes Dr. Carl Weitz geboren. Er brachte seine Studienjahre in Gottingen, Tubingen, Berlin und Kiel zu. Nach seinem Staatsexamen arbeitete er an der Kieler Medizinischen Universitats-Klinik unter Quincke. Die damalige Art der klinischen Ausbildung, in der der Chef mit seinen Assistenten jeden neuen Patienten vom Kopf bis zu den Fiissen grundlich untersuchte, hat bei Weitz ein Fundament hinterlassen, in dem die genaue und
more » ... tematische unmittelbare Beobachtung des Patienten immer den ersten Platz einnahm. Danach kam Weitz als Sekundararzt an das Krankenhaus St. Georg in Hamburg, wo er unter Deneke arbeitete, mit dem ihn eine jahrzehntelange Freundschaft verband. 1912 wurde Weitz Oberarzt an der Medizinischen Klinik in Tubingen unter Otfried Miiller. Im folgenden Jahre konnte er seine Habilitationschrift iiber « Experiment e d Untersuchungen iiber die Veranderungen des Elektrokardiogramms bei Abanderung der Herzarbeit » vorlegen. Ein lebhaftes Interesse fur die Kardiologie, das ihn klinische Fragen mit methodischem Geschick fruchtbar anpacken liess, hat ihn seither nicht mehr verlassen. Der 1. Weltkrieg, der Weitz als leitenden Internisten eines wurttembergischen Feldlazarettes sah, konnte den fur wissenschaftliche Tatigkeit pradestinierten Geist von Weitz nur vortibergehend von seinem erwahlten Feld abhalten. In den Jahren nach Kriegsende wurden die Probleme, die ihn nie losgelassen hatten, mit verdoppelter Energie wieder aufgenommen. 35 Arbeiten mit ungewohnlich vielseitigen Fragestellungen hatte Weitz bis zum Jahre 1921 aufzuweisen, als er seine erste humangenetische Abhandlung publizierte, eine sehr griindliche Studie iiber die Vererbung der Muskeldystrophie. In der damaligen Zeit, als in den Kopfen der meisten Mediziner noch die unklarsten Vorstellungen von Vererbung herrschten, war die Weitzsche Arbeit eine ruhmliche Ausnahme. Seine Diskussion der Bedeutung der Mutationen, der Haufigkeit der Verwandtenehen, der Heterogenie der Erbleiden, usw., mutet erstaunlich modern 109
doi:10.1017/s1120962300020126 fatcat:nfjr5t6i3zdwxlzsjei7c4t3re