Rituály, ceremonie a festivity ve střední Evropě 14. a 15. Století

Tomáš Velička
2010
Zeitschrift für Ostmitteleuropa-Forschung 59 (2010) H. 3 418 Rituály, ceremonie a festivity ve střední Evropě 14. a 15. Století. [Rituale, Zeremonien und Festivitäten im Mitteleuropa des 14. und 15. Jh.s.] Hrsg. von Martin N o d l und František Š m a h e l . (Colloquia mediaevalia Pragensia, Bd. 12.) Filosofia. Praha 2009. 500 S. Die Erforschung von Zeremonien und Ritualen gehört in der heutigen Mediävistik zu den modischen Themen. Das Wort "modisch" wird hier jedoch nicht in einem pejorativen
more » ... inne benutzt, sondern soll das gesteigerte Interesse für diese Problematik aufzeigen. Sie findet allmählich auch in der tschechischen Forschung ihren Niederschlag, und einen wichtigen Beitrag zu diesem Thema stellt gerade auch das anzuzeigende Buch dar, ohne dass es die erste sich damit beschäftigende Arbeit wäre. Während jedoch ein vor einigen Jahren herausgegebener Sammelband 1 die Kartierung der Rituale und Zeremonien der Přemyslidenzeit zum Ziel hatte, widmet sich das vorgelegte Buch dem sich anschließenden Zeitraum bis zum Ende des Mittelalters. Der Sammelband umfasst insgesamt 30 Beiträge, die zur besseren Orientierung in drei Abteilungen gegliedert sind. Die erste heißt "Herrscher und Staat", die zweite "Adel -Städte" und die letzte "Kirchliche Rituale". Der erste Teil beginnt mit einer Studie von Robert A n t o n í n und Tomáš B o r o v s k ý , die sich mit Ausgaben und Geschenken bei Herrschereinzügen in Mähren beschäftigen. Die Autoren stellen einen Auszug aus ihrem breiteren Interesse an Herrschereinzügen dar, die verschiedene Arten des ritualisierten Handelns beinhalten. Sie stützen sich bei ihrer Analyse der Ausgaben bei Herrschereinzügen vor allem auf städtische Rechnungen und kommen zu dem Ergebnis, dass eine Stadt für einen Herrschereinzug etwa 17-27 Prozent ihres ganzen Jahreseinkommens ausgeben musste. Der folgende Kurzbeitrag konzentriert sich wieder auf das mährische Milieu. In ihm forscht Tomáš B a l e t k a nach Zeremonien und Ritualen am Hofe der mährischen Luxemburger. Die Studien von Lenka B o b k o v á und Martin Č a p s k ý befassen sich mit den Nebenländern der böhmischen Krone, im ersten Fall mit Huldigungseiden an den böhmischen König in der Oberlausitz und Schlesien, im zweiten Fall mit den Feierlichkeiten, die beim Einzug von Ladislaus Posthumus nach Schweidnitz und Breslau organisiert wurden. Mit dem Beitrag von Stephan F l e m m i n g gelangt man zur Entwicklung des polnischen Krönungsrituals im 14. Jh., das unter dem Gesichtspunkt sowohl seiner geografischen Verankerung als auch der Krönungsliturgie, die den Einfluss des böhmischen und ungarischen Krönungsrituals erkennen lässt, untersucht wird. Der Beitrag von Jaroslava H a u s e n b l a s o v á untersucht die Rituale am Hofe von Anna Jagiellonka. Die kurze Studie von Ivo H l o b i l widmet sich nicht unmittelbar den mit der Bestattung Karls IV. verbundenen Ritualen, aber stellt mit Hilfe der Baurechnungen der Prager St. Veitskathedrale eine indirekte Methode vor, um die Anfangsphase von Karls tödlicher Erkrankung zu datieren. Zwei Studien des ersten Teils des Sammelbands widmen ihre Aufmerksamkeit dem hohen Mittelalter -es handelt sich um die Analyse der Treffen der böhmischen und römischen Herrscher im 13. Jh. von Libor J a n und den Beitrag von Martin W i h o d a zur Anwesenheit der böhmischen Fürsten auf den Reichshoftagen. Mit den Ritualen und Zeremonien, die am Hof von Matthias Corvinus anzutreffen waren, beschäftigt sich Antonín K a l o u s . Einen interessanten Einblick über die Grenzen Mitteleuropas gewährt der Beitrag von Jitka K o m e n d o v á . Sie verfolgt die Benutzung zweier fremder Rituale auf dem Gebiet der mittelalterlichen Rus'. In der heutigen russischen Forschung, im Unterschied zur west-und mitteleuropäischen, finden Rituale und Zeremonien an den mittelalterlichen Höfen fast keine Aufmerksamkeit. Das liegt auch daran, dass die dortigen narrativen Quellen zu den Ritualen nur wenige relevante Auskünfte enthalten. In den letzten zwei Beiträgen des ersten Teiles wird die Aufmerksamkeit den Krönungszeremo-
doi:10.25627/20105939081 fatcat:rpzbqbeqjjdrhccsawpasyq364