Bacteriologische Methoden mit besonderer Berücksichtigung quantitativer bacteriologischer Untersuchungen2)
J. Soyka
1888
Deutsche Medizinische Wochenschrift
in Prag. M. H. In der Geschichte der Bacteriologie, in der Entwicke lung der letzteren zur Wissenschaft, spielt (lie Plattenmethode Koch's eine wichtige Rolle; ihr haben wir zum grössten Theil die Möglichkeit der Isolirungund Differenzirung derPilze zu verdanken. Ich möchte Ihnen nun heute über einige Modificationen derselben berichten, die den Zweck haben, diese Nethode noch exacter und gleichzeitig bequemer zu gestalten. 1. Zunöchst sei über einige Neuerungen berichtet, die sich auf die
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... ung der Plattenmethode auf die Wasseruntersuchung beziehen. Die bacteriologische Wasseruntersuchung kämpft mit Schwierigkeiten, wenn sich das zu untersuchende Object nicht an Ort und Stelle der Untersuchungsstätte befindet. in einem jeden Transport dieses Untersuchungsmaterials liegt eine Quelle von Fehlern, indem die bereits vorhandenen Keime auf dem Transport in ihrer Zahl oder auch in ihrer Lebenstüchtigkeit Veränderungen erleiden können, sei es durch die Veränderung der Temperatur, welche sie erfahren, indem entweder durch Aufbewahrung auf Eis künstlich eine Erniedrigung derselben hervorgerufen wird, oder dass die äussere Temperatur eine höhere ist, als die an der Entnahmestelle. Auch die Bewegung beim Transport kann ja von Einfluss sein. Endlich ist auch die wechselnde Zeit, die dann zwischen Entnahme ind Wasseruntersuchung verfliesst, von wechselndem Einfluss. Diese Umstände hatten das Bedürfniss hervorgerufen, derartige Wasseruntersuchungen sofort ') Wie mir Herr Kroll brieflich mittheilt, wird er aus Anlass meines Vortrages in Köln seinen Vodagen in Zukunft auch solche beifûgen, die eine binoculare Verschmelzung anregen. ) Vortrag, gehalten in der Section für allgemeine Pathologie der 61. Versammlung deutscher Naturforscher und Aerzte. an Ort und Stelle vorzunehmen, die Platten gleich dort auszugiessen. Zu diesem Zwecke bediene ich mich nun runder, sehr dünn geschliffener, aus Glas angefertigter Glasschälchen von 1,5 mm Dicke, die einen Flächeninhalt von genau 50 cm besitzen, mit einem ca. 3 his 5 mm hohen Rande, der abgerundet in die. Grundfläche übergeht. Als Decke dient ein ganz ähnliches, nur im Durchmesser etwas weiteres Schälchen. Die Anwendung dieser Schälchen hat den Vortheil, dass sie vor Allem einen Nivellirapparat, sowie ein Kühigefäss zum raschen Erstarrenlassen der Gelatine entbehrlich macht, dass aber dabei die so gedeckten Schälchen vollständig leicht transportabel sind, ununterbrochen direkt sowohl nnakroskopisch als auch mikroskopisch, ohne dass sie geöffnet werden müssten, beobachtet werden können, dass ferner bei Abnahme des oberen Schälchens die Untersuchung und die Verarbeitung der einzelnen Colonicen gleichfalls in ähnlich leichter Weise sich ausführen lässt, wie bei den gewöhnlichen Glasplatten. Die mikroskopische Untersuchung ist von zwei Seiten möglich, mit sehr schwachen Vergrösserungen von oben her, da ja eben die deckende Glasschale nur 3-5 mm über die Gelatine emporragt. Nach Umstülpung des Doppelschälchens lässt sich aber auch mit starken Vergrösserungen von unten lier mikroskopisch die Platte untersuchen. Sehr zweckmässig erscheint für Wasserahnahrne aus grösseren Tiefen, Schächten, die Anwendung der ehemaligen Paste ur'schen Pipetten, denen nur beliufs grösserer Sicherheit eine kleine Modification beigegeben wurde. 1)iese Pipetten bestehen, wie bekannt, aus einem Art Reagensgläschen, das oben in ein engeres etwas gekrümmtes Rohr ausgezogen ist, und nun seitlich etwas unterhalb der Stelle, wo (las Reagensglas zum schmalen Rohr a.usgezogen ist, ein angeschmolzeues, enges, nach unten zu offenes Ansatzrohr besitzt, welches ungefähr so tie! lierahreicht, wie das Reagensgläschen selbst. Dadurch, dass nun unmittelbar unter dem Ahgange dieses Röhrchens dasselbe zu einer Kugel ausgezogen ist, wird verhindert, dass heim Einsaugen in jenen Fällen, wo das Niveau der Flüssigkeit plötzlich unter das Niveau der Ausfluss-Öffnung sinkt, mit Luftblasen vermischtes Wasser in das _j Innere der Eprouvette emporgeschleudert wir(l, da diese Luftblasen, sowie sie in die Kugel gelangen, daselbst platzeii, und nun das Wasser nach unten abfliesst.. 1m Anschlusse hieran möchte ich auch noch eine bacteriologische Spritzflasche dernonstriren, die den Vortheil hat, aus eiiiern Stück Glas angefertigt zu sein, mit Vermeidung eines jeden Propfens oder Schlauches. Sie besteht aus einem ol)en zu einem gekrümmten Glasröhrchen ausgezogenen E r I e n m e y e r 'schen Kölbchen, wo unmittelbar oberhalb des Flaschen-. bodens ein Röhrchen angeschinolzen ist, welches sich senkrecht nach oben bis in die Höhe (les (í\ Flaschenhalses erstreckt, irnd von dort his zur . 2 Mitte der Flasche umliegt. Auch dieses Rohr hat unterhalb dieser Umbiegungsstelle due kugelförmige Erweiterung. Dieses Fläsrliclien hat den Vortheil, dass in demselben ohne Millie Flüssigkeiten sterilisirt werden und nun leicht ebenso wie bei einer Spritzflasche ausgetrieben werden können. Es eignet sich besonders für das Arbeiten mit sterilisirtem, destillirtem Wasser, Gelatine, Bouillon, Agar u. s. w. und beruht ja nur auf dem von Hofmann-Pasteur erkannten Princip. dass durch Anbringung von nach abwärts gerichteten Krümmungen. (lie Gegenstände unverschlossen vor dem Eindringeii von Keimen bewahrt werden können. Auf eins muss aufmerksam gemacht werden: der Wattepfropf, der in das Rohr, welches die Verlängerung der Flasche bildet, eingeführt wird -darf nicht zu dicht sein, oder muss vor dem jeweiligen Sterilisiren entfernt werden, da er sonst dem Austritt der Luft einen zu grossen Widerstand bietet, so dass diese dann wohl die Flüssigkeit aus der Flasche hinaustreibt. 2. Die Plattenmethode war jedoch verbesserungsfähig nicht bIos mit Rücksicht auf die Wasseruntersuchungen an Ort und Stelle, sondern es liessen sich mit Rücksicht auf die Gefahren der Verunreinigungen, auf die Unsicherheit des Resultates, so weit es sich um die Zahl und die Grösse der entwickelten Colonieen handelt, endlich auf den Verbrauch des Materials Modificationen schaffen, welche ein rasches, sicheres Arbeiten ermöglichen. Der erste Versuch, den ich in dieser Richtung anstellte, war der, dass ich die auf Platten zu verarbeitende, pilzhaltige Flüssigkeit nicht mehr in den Gelatineresp. Agarröhrchen selbst verdünnte, sondern ausserhalb derselben in Bouillon. Es war ein besonderer Anlass, der auch zu dieser Methode führte, es handelte sich für mich darum, Dauerpräparate von Plattenculturen zu schaffen, mit möglichst wenig und möglichst grossen, is olirte n Colonicen; zu diesem Behufe wurden auf eine sterilisirt.e Glasplatte 6 Tropfen Bouillon aus einer sterilisirten Pipette aufgetropft, und diese nun successive geimpft, und zwar jede nächstfolgende von der vorhergehenden; es etablirte sich auf diese Weise eine Dieses Dokument wurde zum persönlichen Gebrauch heruntergeladen. Vervielfältigung nur mit Zustimmung des Verlages.
doi:10.1055/s-0029-1208656
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