Versuch über den sogenannten Schwefel-Alkohol, oder den Schwefel-Kohlenstoff
J. Berzelius, Alex. Marcet
1814
Annalen der Physik
Frd bsarbeitet von G i l ber t *I. E s ifi reit einigen Jahren vicl geftritten warden iiber die Natur einer 8hhgen PliilKgkeit , velche Herr L a m p a d i u s in Frcyberg beim Deftilliren yon Schwefelkies mit Kohle entdeckt, und wegen ihrer grorsen Fliichtjgkeit Schwefel-Alkohol genannt hat **). Er glaubte, fie. befiehe aus Schwefeel und WafTerfioff. Die Herren C l e m e n t und D e s o r m e s lielhen dielelbe Fliiffigkeit durch Sublimiren von Schwefel iiber gliihende Kohlen dar , und
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... n aus ihren Onterruchungen , lie fey eine Verbindung von Schwefel niit Kohle ohae K 2 +) Nach einem einzelnen, mit. Cchriftlicben Ziifateen verl'eheuen Abzuge aus den PhiloJ Transact. f. 1813, wolched ich Hrn. Prof. Bereelius rerdanke. G ") Crell's chemifcchc Annalen 1796. B. a allern WaITerltoff *). Hr. B er t h o 11 e t erklzrte lie degegen fiir eine Vereinigung aus 4iefen drei GFundRoffen **); und .die HH. V a u q u e l i n und R o b i q u e t , zu Folge gemeiurchaftlicher Verfuche, r~r eine Verbindung von Schwefel blos niit WaKer-~tofl' *H) , welcher Meinung auch der jiingere B e rt h o 11 e t beitrnt, der diefen Gegenfiand aufs Neue mit yieler anlcheinenden Genauigkeit unterrucht hatte t). Sir Humphry Davy it€ in dem Verfolg feiner glinzenden chemifchen Entdeckungen mehrmals auf diefen Ionderbaren Kiirper gefiihrt worden, rcheint ihn aber nicht genauer unterfucht zu hrben. Gab er der Meinung des jiingern BerthoL let's iiber die Natur delTelben den Voraug, To ilt er dazu durch die lcheinbare Erzeugung von Schwefel -WaEerfioff in der Kette der Volte'lchen Saule aus Schwefel-A l k d l~l , und von fchwefliger Saure und Schwefelfaure heim Verbrennen &&Iben in Saiierfioffgas , veranlalst worden ff>. Diere grol'se Verfchiedenheit von Meinungen ausgezeichneter Chemiker befiimmte uns , wlhrend des Aufenthalts des Hrn. B e r z e l i us in London in den Monaten Juli, Aupll und September 1812, ' ) In diefen Annulen Jalirg. 1801, B. 15, S. 73. n' In diefen . I n n a h B. 28. S. 417. G. '*) DoJ, und Annaf. de Claim. Vol. 41, p. ag6. *") Annal. dr Ckirnie Vol. 61. p. 186. ft) Phil. TranJact. 1809. p.464. u. 61om. of c h m , philoJ. C. p. 183 u. 310. I '37 1 ge$einkhaf'tlich diefen zufammengefetzten Kijrper aufs Neue zu unterhchcn, in Hoffnung, dab es uns gelingen wlirde, feine Befiandtheile genau zu befiimmen; iyas bei dem jetzigen Zufiande der Chemie von vielern IntereITe ifi *). Erfi ala wir unfere Materidien ordneten, um fie in dierem Auffatze JBr kiinigl. Societrit vorzulegen , erhielten wir das Septernberheft 1812 der Annales de Chimie. aus welcheni wir errtihen, dafs in Paris der Schwefel-Alkohol k i t Kurzem wietieruar unterl'ucht worden ifi, von Hrn. C 111 z e l , und dalj er Schwefel, Kolilenftoff, Waflerfioff und SticklioK 01s Befiandtheile defielben angegeben hat **). Hr. V a u q u e l i n , der iiber diefe Rrbeit einen Bericht erfiattet und die Verhche wiederholt hat, zeigte indefs diirch ein ihm eignes, und yon unrernMIcthoden ganz verfchiedenes Verfahren, dafs dec Schwefel -Alkohol, wie C t e m e n t und D e s o r rn e s behauptet hatten, aus Schwfet und Kohlenfiof? bcliehe, und zwar in loo Theilen aus ungefihr 8. 5 Theilen Schwefel und 15 Theilen ') Die ganz genaiie 89fiimmung h a t Hr. B c r s e l i u r bei l'einer Rucklirhr nach Stockholm nachgetragen ; auch Bebhren ibm einige wvichtige Nebcn -Ui!terTuchuogen. welcba m a n , zugleich mir RernerkirnSen von ihin iiber die felten MiCchungs -VerhJtniTLe, in dcni Anhange zu dieFern .\LIB h t x e fintiet. L)r. M a r c e t. ") [In diekn Annnlcn B. 43 S. (131. G.] Es khrint, Hr. C1 u z e I glaubo, der Schwefel bcfiode ficli in dieran ohlartigen Korper in einern entoxyciirton Z u h n d e , rine ldee, auf welche ich lchon vor einisen Jahren gekominrn war. und oiclR minder S i r H. D a v y , (Phil. Tmnmcc. 1809. p. 465.) B e r z e l i us. c '59 3 Urn den Schwefel-Alkohol vollkommen rein ZLI habcn, rnul's er bei fehr rnafsiger Wirme, die nicht iiber IOO his 1x0" F. betragen d a d , noch einmal iiberdellillirt werden, wobei man etwas Ialzl'auren Kalk i n die Retorte thun kann, urn ihn frei von aller Feuchtigkeit zu erhalten. Es Ijleibt dabei etwas schwefel in' der Retorte, und die iiberfieigende? FIiiUigkeit ifi viillig rein. So bereitet , hat der Schwefrl-Alkohol folgende Eigenl'chaften : E r iIi Ii&4!/i d/irchJchtig und ganz Jurbcnlos; zeigt er Gcli auch nianchmal gleich nach dem. DeIiillirea niilchig , fo ifi er doch l'chon an1 nachllcn Tage viillig klar. Er jchmcckt fcharf, fiecheod unJ etwas aromatirch , und hat ein e n widrigen und l'tinkentlen Geriich, der aber von dem des Schwefel -Waflerltoffs deutlich vcr-Ichieden ill. Sein fpecrjfclm Gewichc hetr5St ~, z T % , und Cein Brechungsi"vmt.gen, wie es Dr. W o I I a fi o n bc~liinirnt h3t, 1,6#. S e i einem Sarometerliande von 30 en& Zollen, u3d ciner Tern-? peratur von 5 F . 5 I;. , expandirt er lich mit einer KraFt, die dem Driick einrr Quecklilberr' dU I e voq 7,36 engl. Zollen Hiihe das Gleichpewicht halt; l'o da!jerLuft, z u welchcr man ihti trsten kilst, urn un-g&hr f ausdeiint. Uuter dern gewiihnlichcn Luftdrilcka kocht er bei i:xfjo bis I I ( P F., un(l er ill noch bedeutend iiiichtiger als der Aether. Er fiicrc noch 'nicht i n oiner Temperatur yon -60" F. Er ilt iidserlt entiiindlich. Eangt Feu& in einer Warme, welche kaum iiber den Siedopunct des Queck-[ 13.
doi:10.1002/andp.18140481003
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