Mozarts Prosa. Klassizistische Entwürfe musikalischer Prosa bei Arnold Schönberg, Thrasybulos Georgiades und Carl Dahlhaus [chapter]

Elisa Ronzheimer
2021 Prosa: Theorie, Exegese, Geschichte  
Anhand des Begriffs der musikalischen Prosa lassen sich Übertragungen von Prosa zwischen Literatur und Musik beobachten und die Transformationen nachvollziehen, die die Prosa in der Musiktheorie und -ästhetik des zwanzigsten Jahrhunderts erfahren hat. Da der Begriff in der Musikwissenschaft jenseits der modernen Romanästhetik verortet wird, gibt der folgende Versuch einer Rückübersetzung der musikalischen Prosa ins Literarische Anlass zur Revision des Prosabegriffs vor allem in
more » ... scher und literaturgeschichtlicher Hinsicht. Die Begriffsgeschichte der musikalischen Prosa in Musikästhetik und -theorie hat der Musikwissenschaftler Hermann Danuser, Impulse von Carl Dahlhaus aufgreifend, in seiner 1975 erschienenen Dissertation erarbeitet und damit einer breiteren wissenschaftlichen Öffentlichkeit erschlossen. Danuser zeigte, dass sich der Begriff im späten achtzehnten und frühen neunzehnten Jahrhundert in Reaktion auf die Rede von der musikalischen Poesie ausbildete, d. h. als Negativ einer poetischen Autonomieästhetik, die, wie Christine Lubkoll und Barbara Naumann ausgeführt haben, um 1800 in der entstehenden Musikästhetik formuliert wurde. 1 Danuser zeichnet, ausgehend von der Gegenüberstellung von musikalischer Poesie und Prosa, den »Funktionswandel« (Danuser 1975, 13) nach, den die musikalische Prosa vom späten achtzehnten bis zum frühen zwanzigsten Jahrhundert durchläuft. Wichtige Stationen sind dabei die Kompositionen und theoretischen Schriften von Richard Wagner, Gustav Mahler, Max Reger und Arnold Schönberg. Wurde der Begriff im frühen neunzehnten Jahrhundert weitgehend pejorativ gebraucht und in der Romantikbei Carl Maria von Weber, Hector Berlioz und Richard Wagnerambivalent verwendet, erfährt er in der Wiener Schule,
doi:10.1515/9783110731569-013 fatcat:mkdkq722nnag3bhsoh26y4uvoy