Von der waldbezogenen Umweltbildung zu einer waldbezogenen Bildung für eine nachhaltige Entwicklung – neue Wege für die Waldpädagogik | From a forest oriented environmental education to a forest-oriented education for sustainable development: New ways for forestry pedagogics(reviewed paper)

Beate Kohler, Alexander Bittner, Susanne Bögeholz
2005 Schweizerische Zeitschrift für Forstwesen = Swiss Forestry Journal  
Das Leitbild der «nachhaltigen Entwicklung» hat sich spätestens seit der UNCED-Konferenz in Rio de Janeiro 1992 im gesellschaftlichen Sprachgebrauch durchgesetzt. Auch für die Umweltbildung werden in der Agenda 21 neue Massstäbe gesetzt. Die in den 1980er und beginnenden 90er Jahren als Reaktion auf das Bedrohungsszenario 1 vorherrschende Katastrophenpädagogik und überwiegend naturwissenschaftliche Ausrichtung der Umweltbildung (DE HAAN et al. 1997 , LEH-MANN 1999) wird von der polyvalenten
more » ... e abgelöst, wie eine nachhaltige Entwicklung gestaltet werden kann. Damit wurden der Umweltbildung neue Impulse gegeben und es wird sogar von einem Paradigmenwechsel hin zu einer «Bildung für eine nachhaltige Entwicklung» gesprochen (DE HAAN 1997) . Die thematische Ausrichtung von Fachtagungen 2 und daraus folgende Diskurse weisen darauf hin, dass sich auch die forstlichen Bildungsakteure dieser Entwicklung bewusst sind und die bisher praktizierte Waldpädagogik hinterfragen. Welchen Anforderungen die Waldpädagogik in der aktuellen Diskussion um «Bildung für eine nachhaltige Entwicklung» gegenübersteht und warum sich das Thema «Wald» als Bildungsgegenstand besonders eignet, soll im nachfolgenden Beitrag für alle Akteure der schulischen und ausserschulischen waldbezogenen Bildungsarbeit erläutert werden. Dabei bezieht sich unsere Darstellung im Wesentlichen auf waldpädagogische Ansätze in Deutschland. Waldpädagogik «Waldpädagogik» ist eine Art Sammelbezeichnung für eine Fülle waldbezogener Bildungsaktivitäten (SCHMITHÜSEN & DUHR 1993) , die seit Mitte der 1980er Jahre im deutschsprachigen Raum zu beobachten sind. Der Auslöser für diese Entwicklung ist in dem Waldsterbensszenario der 80er Jahre zu suchen, verstärkt durch die zunehmende Bedeutung von Wald als Erholungs-und Erlebnisraum in unserer Gesellschaft (LAUX 2003 , SEELAND 1993) . Das Spektrum des waldpädagogischen Angebots ist gross. Neben der klassischen Waldführung mit dem Förster oder der Försterin haben sich Einrichtungen wie Waldschulheime, Waldkindergärten, Waldlehr-und -erlebnispfade sowie Ausstellungen zum Thema Wald als Standardangebote etabliert (vgl. hierzu STICHMANN 2004). Theoretisch ist der Begriff «Waldpädagogik» nicht geklärt. Nach KOHLER (2000) besteht jedoch weitgehend Einigkeit darüber, dass ein wesentliches Ziel waldpädagogischer Aktivitäten bislang darin liegt, ein waldbezogenes Umweltbewusstsein bzw. «Waldbewusstsein» zu fördern. Dabei orientiert sich der Begriff «Waldbewusstsein» prinzipiell an dem dreidimensionalen Einstellungskonstrukt «Umweltbewusstsein», das sich aus einer kognitiven, einer affektiven und einer konativen Komponente zusammensetzt. Als kognitive Komponente
doi:10.3188/szf.2005.0052 fatcat:qsu7zjl2breb5mm7b5kxhy2say