Von der Renaissance zur neuen Nüchternheit? : Lutherforschung im 20. Jahrhundert [article]

Volker Leppin, Universitaet Tuebingen
2021
Lutherforschung im 20. Jahrhundert -das muss mehr sein als ein Bericht über ein Teilgebiet historischer Forschung. Denn über Luther zu forschen heißt immer auch, nach Gründen lutherischer und protestantischer Identität zu fragen. Luther ist nie nur eine historische Gestalt unter vielen gewesen, sondern immer die Ur-und Vorbildgestalt des Protestantismus. So sehr Luther unzweifelhaft eine Gestalt des 16. Jahrhunderts ist, so wenig bleibt er auf das sechzehnte Jahrhundert beschränkt. Er fordert
more » ... s heute zum Fragen und zur Auseinandersetzung heraus. Eine Gestalt, die so prägend für protestantisches Selbstverständnis ist, wird nun aber in noch viel intensiverer Weise als andere Forschungsobjekte teilhaben an gesellschaftlichen Entwicklungen, an den Brüchen, die die deutsche Geschichte des 20. Jahrhunderts prägen. Die Lutherforschung ist damit in besonderer Weise auch Reflex der Entwicklungen im 2,0. Jahrhundert, das man, in Entsprechung zum langen neunzehnten, von dem man in der Geschichtswissenschaft zu sprechen pflegt, als das kurze zwanzigste Jahrhundert bezeichnen könnte. Das heißt: Das zwanzigste Jahrhundert, von dem der fol-1 Vortrag, gehalten auf dem Luther-Seminar »Reformation für die Gegenwart« in Wittenberg am 2. Oktober 2002. Die Vortragsfassung wurde weitgehend beibehalten und nur um die nötigsten Belege ergänzt. Luther 75, S. 69-80, ISSN 0340-62rn C> Vandenhoeck & Ruprecht 2004
doi:10.15496/publikation-53934 fatcat:2fqnted4grfuzndzcvyfsuoyvu