Antikörpervarianten mit verbesserter Affinität
[thesis]
Holger Thie, Universitätsbibliothek Braunschweig, Stefan Dübel
2008
Therapeutische Antikörper gewinnen bei der Behandlung verschiedener Krebsarten mehr und mehr an Bedeutung. Ein Zielmolekül für eine antikörperbasierte Therapie ist Mucin 1 (MUC1). In vielen Adenokarzinomen wird MUC1 basolateral überexprimiert und weist veränderte O-Glykosylierungen auf. Die aberranten Glykosylierungen machen neue Peptidepitope zugänglich und stellen selbst Neoantigene dar. Das humane single chain Fv (scFv) Antikörperfragment IIB6 wurde in einer vorhergehenden Arbeit (Toleikis,
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... 004) mittels Phagen-Display gegen tumorassoziiertes MUC1 selektiert. Es besitzt jedoch nur eine niedrige Affinität zu MUC1 (KD = 2,3 x 10-7 M) und bindet an ein Peptid-Epitop in der extrazellulären VNTR-Region. Durch Affinitätsreifung von IIB6 scFv wurden hochaffine Antikörperfragmente gegen MUC1 generiert und anschließend charakterisiert. Es wurden zufällige Mutationen mittels sequenzieller Error-prone-PCR in das IIB6 scFv Genfragment eingebracht und Antikörpergenbibliotheken generiert. Durch stringente Selektionsmethoden wurden Antikörperklone mit verbesserter Bindung an MUC1 isoliert. Für den scFv-Klon HT186-D11 wurde eine deutlich erhöhte Affinität zu MUC1 gemessen (KD = 5,7 x 10-10 M). Alle untersuchten Klone banden an das gleiche Peptidepitop (RPAP) in der VNTR-Region von MUC1. Die affinitätsgereiften Klone besitzen eine verringerte Aggregationsneigung und gleichzeitig eine deutlich verbesserte Langzeitstabilität verglichen mit IIB6 scFv. Mittels durchflusszytometrischer Analysen wurde eine spezifische Bindung an MUC1+ Tumorzelllinien nachgewiesen. Eine bioinformatische Analyse zeigte gehäufte Aminosäureaustausche im CDR2-Bereich von VL. Die in dieser Arbeit generierten affinitätsgereiften MUC1-spezifischen scFv-Fragmente zeigen ein großes Potential für die Diagnose und Behandlung von MUC1+ Adenokarzinomen. In weiteren Experimenten wurde die Steigerung der apparenten Affinität durch Multimerisierung der Antikörperfragmente und Ausnutzung des Aviditätseffekts untersucht.
doi:10.24355/dbbs.084-200810090200-0
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