Sozialstaatliche Rahmenbedingungen in der Schweiz [chapter]

Carlo Knöpfel
2014 Soziale Versorgung zukunftsfähig gestalten  
Der Wohlfahrtsstaat in der Schweiz ist ein hybrides Konstrukt, mit dem schon Esping-Andersen (1990) , als er seine drei Regimes von Wohlfahrtsstaaten entwickelte, seine Mühe bekundete. Im welfare mix der Schweiz dominiert zwar die Erwerbsarbeit als primäre Quelle sozialer Sicherheit, aber auch die Familie als sekundäre Quelle spielt in vielerlei Zusammenhängen eine überaus wichtige Rolle für den sozialen Schutz und die gesellschaftliche Teilhabe. Konzentriert man sich auf den Sozialstaat
more » ... finden sich auch dort liberale, konservative und sozialdemokratische Elemente in einem komplexen Zusammenspiel von Sozialversicherungen, Bedarfsleistungen und der Sozialhilfe. Dieses staatliche System wird durch ein dichtes Netz von nichtstaatlichen Hilfsorganisationen, Genossenschaften und Stiftungen ergänzt, die ebenfalls zur sozialen Sicherheit der Menschen in der Schweiz beitragen. In diesem Beitrag werden in einem ersten Teil markante Eckdaten zum Schweizer Sozialstaat referiert, im zweiten Abschnitt geht es um dessen zentrale Gestaltungsprinzipien, und das dritte Kapitel illustriert, welche Rolle diese Gestaltungsprinzipien bei drei ausgewählten, für die soziale Sicherheit aber zentralen Versorgungsfragen spielen. Markante Eckdaten zum Schweizer Sozialstaat Im europäischen Vergleich erlebt der Sozialstaat in der Schweiz eine nachholende Entwicklung, die erst nach dem Zweiten Weltkrieg und dann besonders im golden age der Wachstumsjahre nach 1960 an Dynamik gewinnt (Möckli 2012). Spätestens in den Achtzigerjahren ist der Sozialstaat gebaut. Auf der Ebene des Bundesstaates deckt er mit Sozialversicherungen die Risiken der Krankheit, des Unfalls, der Invalidität und der Arbeitslosigkeit ab. Dazu kommt B. Wüthrich et al. (Hrsg.), Soziale Versorgung zukunftsfähig gestalten,
doi:10.1007/978-3-658-04073-4_2 fatcat:edfc7rihfzh3zh5lvt62dpvlky