Casuistische Mittheilungen

J. Treuberg
1892 Deutsche Medizinische Wochenschrift  
Den von C. Weil in der Prager med. Wocheuschrift 1890 No. 27 mitgetbeilten und im Centralbi. f. Chir. 1890 No. 43 referirten beiden Beobachtungen von Lipomen an ungewöhnlichen Orten (Lipom der Fusssohle und der Schläfengegend) bin ich imstande, einen nicht weniger seltenen Fall von Lipom der Stirngegend hinzuzufügen, welchen ich vor kurzem zu operiren Gelegenheit hatte. Dieser Fall dürfte nicht allein seines seltenen Sitzes, sondern auch seines ungewöhnlichen Verhaltens wegen einiges Interesse
more » ... erdienen. Kräftiger Mann von 52 Jahren besitzt oben in der Stirngegend eine rundliche Geschwulst von Apfeigrösse, welche sich im Laufe von circa 12 Jahren langsam und schmerzlos entwickelt hat. Die Haut über dem Tumor ist frei beweglich, lässt sich leicht in Falten abheben und ist von vollkommen normalem Aussehen; unter derselben sieht man deutlich die stark geschlängelten Zweige des R. frontalis d. Art. temporalis hinziehen. Beim Betasten der Geschwulst von ausgesprochen elastischer Consistenz fühlt man an ihrer Peripherie einen harten Knochenwall, über welchen der Finger in eine seichte Vertiefung des unterliegenden Knochens gleitet. Das Verhalten der Haut liess ein Atherom, mit welchem der Tumor auf den ersten Blick die grösste Aehnlichkeit hatte, sofort ausschliessen. Andererseits liess der tiefe Sitz der Geschwulst hart am Stirnbein, nahe der Mittellinie, der deutlich ausgeprägte Knochenwall, die elastische Consistenz an eine Dermoidcyste oder an die von Wernher beschriebenen, in der Umgebung der grossen Fontanelle liegenden abgeschnürten frontalen Meningo-Encephalocelen denken. Bei der vorgenommenen Exstirpation entpuppte sieh der Tumor als ein sehr weiches Lipom, welches, unter dem M. epicranius gelegen, eine seichte Grube in dem Stirnknochen gemacht hatte; ausserdem fand sich an einer umschriebenen Stelle eine oberflächliche Usur des Knochens. Nach der Exstirpation fiel der kugelige Tumor zusammen und präsentirte sich als ein flaches Lipom von kreisrunder Form, mit seichten Einkerbungen an der Peripherie versehen und mit dünner Kapsel bedeckt. II. Echinococcus der vorderen Bauchwand, Bei der Seltenheit des Echinococcus der Bauchwandungen überhaupt, als auch wegen des ungewöhnlichen Sitzes (bekanntlich kommen Echinococcen häufiger in der Gegend zwischen Symphyse und Nabel in dem präperitonealen Bindegewebsraume vor) halte ich den von mir unlängst operirten Fall wohl der Mittheilung für werth. Heruntergeladen von: NYU. Urheberrechtlich geschützt.
doi:10.1055/s-0029-1199056 fatcat:cp4jilo36bdcbllk5u4vifdp4e