Ueber "Primal", ein neues unschädliches Präparat zum Färben von Haaren

A. Loewy, J. Colman
1911 Deutsche Medizinische Wochenschrift  
Zum Färben menschlicher Haare werden 1. vegetahilisehe oder natürlich vorkommende Farbstoffe, 2. Metalisaize und 3. synthetische organische Präparate benutzt. Die veget a b j 1 is e h e n Haarfärbestoffe können wohl in der Regel als fur den menschlichen Organismus unschädlich bezeichnet werden, jedoch lassen sie dafür in färberischer Beziehung manches zu wünschen übrig. M e t al 1h a 1 t ig e Prilparate hingegen, die virk1ich gut und echt anfärbei, sind in den meisten Fällen in hygienischer
more » ... ehung nicht einwandfrei. Dies gilt in erster Linie von den Bleiverbindungen, die sich lange Zeit hindurch größter Beliebtheit erfreuten, da die durch Bildung von Schwefelblei (Schwefel ist normalerweise stets in den Haaren enthalten) hervorgerufene Färbunig in gewünschter Weise schnell auf dem Haar erschien und vor allem auch echt var. Als jedoch Gesundheitsschädigungen infolge Benutzung bicihaltiger Präparate zur Kenntnis der Behörden gekommen waren, wurde im Jahre I 887 eine Reihe von Metallsalzen, in erster Linie Bleiverbindungen, für Haarfärbezweeke gesetzlich verboten. Von organischen synthetischen Präparaten wurde die Pyrogallussäure teils für sich allein, teils besonders in Verbindung mit Silbersaizen, die in Deutschland für Haarfärhezwecke erlaubt sind, wohl am häufigsten verwendet. Doch auch diese Substanz scheint kein indifferentes Mittel zu Eein., denn To rnasczewski und Emdmann1) beobachteten, daß die Pyrogallussätire häufig mehr oder weniger entziindliche Eischeinungen auf der illaut hervorruft. Als ganz hervorragende farbstoffbildende Substanz wurde das zuerst von Hofmann synthetisch aus dein Para-Nitranilin erhaltene Para-Phenylendiamin C6114(NH2)5 erkannt, und in der Tat lassen die durch Oxydation des Para-Phenylendiamins mittels Wasserstoffsuperoxyd. erzielten Färbungen in tinktorieller Beziehung nichts zu wünschen übrig. Daher war es nicht zu verwundern, daß dieses Präparat in einer großen Reihe von angepriesenen Haarfärbemittelndes Tn-und Auslandes erschien und Jahre hindurch als bestes Mittel zum Färben menschlicher Haare empfohlen wurde. Kobert,2) Lewin-Poueliet3) und Erdmann4) hatten zwar schon auf die Gefährlichkeit des Para-Phenylendiamins als 1-laarfärbemittel aufmerksam gemacht, und die letzteren Fiatten gezeigt, daß ini Tierversuch Dosen von 0,1 g pro Kilogramm Körpergewicht letal wirken. Wichtiger aber -bei seiner Anwendung als Haarfärbeinittel -ist die starke lokale Reizwirkung, die dieses Mittel auf der Haut hervorruft und die E. Erdmann5) auf (las hei dem' Oxydation des Para-Phenviendiamins auftretende Z w is e h enprodukt, das Ch in ondumm HN NH, bezogen hat. Diese Annahme konnte er durch zahlreiche Tierversuche bestätigen. Als Endprodukt der Oxydation des Para-Phenylendiantins mittels Wasserstoffsuperoxyd entsteht ein tief dunkel gefärbtem, schwer löslicher Körper, welcher nach seinem Entdecker den Namen Bandrowskis Base f iihrt und dessen Bildung die stark färbenden Eigenschaften des Para-Phenylendiamins zuzuschreiben sind. Die Oxydation des Paraphenylendiamins mittels \Vaseertoffsuperoxyci erfolgt nach der Gleichung: 3CH4(NIl + fl-hO2 = C18H18N + 6H20. Bandrowskis Base 1) Tomasczewski und E rdm ann, Münchener medizinische Wochensehrift 1906, No. 8. 2) Kobert, Lehrbuch der Intoxikationen 1893, S. 444. Siehe auch Fort chritte der Medizin 1890, No. 7. ') Lewin -Pou ehet. Truiti de Toxicologie. Paris 19O3. ) Erdman n, Zeitschrift des allgemeinen Oesterreichiechen Apothekervereinu 1906, No. 22. ) I. Dieses Dokument wurde zum persönlichen Gebrauch heruntergeladen. Vervielfältigung nur mit Zustimmung des Verlages.
doi:10.1055/s-0028-1130681 fatcat:2mi7ogsjmrbs3plbfuyfvpg3u4