Über traumatische (concussions-) psychosen

Ernst Trömner
1910 Zeitschrift für die gesamte Neurologie und Psychiatrie  
Ich m6chte Ihnen einige Beispiele fiir Krankheitsbilder anfiihren, welche die ~lteren Psychiater bereitwillig anerkannten, welche aber neuere Begutachter-Ts sich vielfach mit Migtrauen ~nzufassen gew6hnt hat und welche infolgedessen in klinischen Mi~kredit gekommen sind; zum Tell weil die bei einer Hirnkommotion in Frage kommenden Faktoren und Gesichtspunkte meist mannigfache und komplizierte sind, zum Teil weil die Wertsch[ttzung exogener Ursachen in der Genese yon Psychosen fiberhaupt einen
more » ... deutenden Kursrfickgang in den letzten Jahrzehnten erfahren hat. Die naive Meinung yon der Einwirkung fiuBerer Faktoren auf den Gang natiirlicher Entwicklungen ist bei den biologischen Wissenschaften in verschiedener Hinsicht durch fortschreitende Erkenntnis korrigiert worden. Es entspricht dem klinisch weniger geschulten Denken friiherer Epochen nach dem Grundsatz: Post hoc, ergo propter hoc, die ns und imponierendste ~ugere Ursache fiir einen Krankheitsprozel~ verantwortlich zu machen und in dem exogenen Faktor zuf[illig einwirkender Ereignisse das treibende Entwicklungsmoment da zu suchen, wo in Wirklichkeit endogene Faktoren bereits in der Stille wirkten. Zu Griesingers und Meinerts Zeiten z. B. spielte das exogene Moment der Ersch0pfung eine auBerordentliche Rolle in der J~tiologie vieler akuter, namentlich maniseher und halluzinierender Psychosen. Fortschreitende klinische Erkenntnis abet zeigte, dag die akute halluzinatorische Ersch6pfungspsychose Amentia oder der Ersch6pfungsstupor in der Mehrzahl der Fs Phasen des manisch-depressiven Irreseins oder der Dementia praecox waren. Schlieglich blieben nut noch vereinzelte Fs reiner Ersch6pfungspsychosen fiber. Ein s Schicksal wird der sonst als Ersch6pfungsneurose hingestellten Neurasthenie widerfahren, wenn man inne wird, daI3 der Beginn der weitaus meisten Neurasthenien sich klinisch bis in die yon abnormen Ersch6pfungsgelegenheiten freie Jugend zuriickfiihren l~13t und dag ihre wesentliche
doi:10.1007/bf02893610 fatcat:ybcdhu6wtnbivhxgbjuvdarzyq