Untersuchungen zur Ornamentik und Datierung des Dagobert-Thrones

Konrad Weidemann
2018
Die Behandlung der Ornamente und ihrer Datierung auf dem Dagobertthron soll den Stadien des Denkmals folgen, wie sie sich aus der technischen Untersuchung ergeben haben. Entsprechend seiner Funktion sind die Zierelemente auf den Stücken des ersten Stadiums des Thrones außerordentlich spärlich. Für die Betrachtung eignen sich vor allem folgende Teile: das Pflanzenornament auf der vorderen Querstrebe von links oben nach rechts unten (Taf. 91); die Rosetten vor den Verbindungsstangen zwischen
more » ... r-und Rückseite (Taf. 92); die Perlkränze um die Gelenkscheiben an den Kreuzungen der Querstreben (Taf. 90). Das Pflanzenornament auf der Querstrebe ist zweiteilig gegliedert. Um einen Mittel stamm, der am unteren Ende in zwei auseinander schwingende Ranken ausläuft, gruppieren sich zu beiden Seiten wechselnd herabhängende palmettenartige Blätter und schmale nach oben steigende Fiederblättchen. Die Grundelemente dieses Dekors gehen auf mediterrane Vorbilder der Kunst im 6. Jahrhundert zurück, wofür besonders qualitätvolle Beispiele aus Ravenna Zeugnis geben. Seit der Wende zum 7. Jahrhundert finden diese Motive Eingang in die merowingische Kunst, wofür sowohl im Bereich der Kleinkunst als auch der Steinskulptur Belege zu finden sind. Für die Fiederblättchen von einem Mittelstamm ausgehend, bzw. um diesen baumartig gruppiert, sei das Dekor des Ricnedrude-Grabsteins aus Brühl-Vochem, Erftkreis, im Landesmuseum Bonn genannt (Taf. 93, 1). Das Stück mit seiner ausführlichen Inschrift gehört -sowohl nach der Schrift als auch dem barbarisierten Latein -allgemein in das 7. Jahrhundert1). Verwandte Fiederbäumchen, die das mediterrane Vorbild noch unmittelbarer erkennen lassen, sind auf dem Schwertknauf von Herbrechtingen, Kr. Heidenheim a. d. Brenz, zu finden. Das Pflanzendekor ist hier als Lebensbaummotiv zwischen zwei kauernden Tieren genutzt (Taf. 94, 1). Aufgrund von Vergleichsstücken kann diese Knaufform samt dem Tierornament in die Zeit um 600 datiert werden2). Gleiches gilt auch für die prächtigen Riemenverteiler von Geislingen-Altenstadt, P Gute Abbildung bei E.
doi:10.11588/jrgzm.1976.0.47384 fatcat:lmb256ttqrdazcnhendvntwsue