Europäischer Emissionshandel: Besonderheiten im Verhalten kleiner Unternehmen
Helene Naegele, Aleksandar Zaklan
unpublished
Das europäische Emissionshandelssystem ist das zentrale Element der EU-Klimapolitik und umfasst knapp die Hälfte der europäi-schen Treibhausgasemissionen. Mehr als zehn Jahre nach seiner Einführung besteht ein großes Forschungsinteresse an seiner Funk-tionsfähigkeit und am Verhalten der betroffenen Unternehmen. Die Ergebnisse dreier am DIW Berlin erstellter ökonometrischer Studien auf Basis von Mikrodaten auf Unternehmens-beziehungs-weise Anlagenebene deuten darauf hin, dass es insgesamt nur
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... inge Verzerrungen im Firmenverhalten gibt. Allerdings zeigen sich Besonderheiten im Verhalten kleiner Unternehmen, aus denen Ineffizienzen resultieren können. So nahmen kleine Unternehmen in der ersten Handelsperiode weniger aktiv am Zertifikatehandel teil als umsatzstärkere Firmen. Zudem hängen die Emissionen kleiner Kraftwerksanlagen in einem gewissen Maß von den Zutei-lungsregeln ab. Auch die Kostensenkungspotenziale aus internatio-nalen Emissionsgutschriften nutzen kleine Unternehmen teilweise nicht: So ließen 22 Prozent aller Unternehmen, ganz überwiegend kleine Emittenten, Kostensenkungspotenziale von durchschnitt-lich 31 000 Euro ungenutzt. Der Grund hierfür waren vermutlich Hemmnisse, die sich als fixe Transaktionskosten interpretieren lassen. Für weitergehende Ex-post-Analysen wäre eine zeitnahe und nutzerfreundliche Bereitstellung von anlagenspezifischen Emissions-handelsdaten von großem Nutzen. Das europäische Emissionshandelssystem (European Emission Trading System, EU ETS) ist seit Handelsbe-ginn im Jahr 2005 das zentrale Element der europäischen Klimapolitik. Es sieht sowohl eine Obergrenze für Treib-hausgasemissionen als auch Handelsmöglichkeiten für Emissionsberechtigungen vor (Cap and Trade). Es deckt mittlerweile die CO₂-Emissionen von über 13 500 statio-nären Anlagen aus der Stromerzeugung und dem ver-arbeitenden Gewerbe sowie Teile des Flugverkehrs ab und umfasst knapp die Hälfte der europäischen Treib-hausgasemissionen. 1 Nach wie vor besteht ein großes wissenschaftliches und politisches Interesse an seiner Funktionsfähigkeit und am Verhalten der betroffenen Unternehmen im europäi-schen Emissionshandelssystem. Viele Forschungsfragen lassen sich nur mit Daten zu einzelnen beteiligten Fir-men und Anlagen untersuchen. Analysen auf Fir men-ebe ne erfordern eine entsprechende Aufbereitung der relevanten Forschungsdaten. An diesen Arbeiten ist das DIW Berlin im Rahmen eines europäischen Forschungs-netzwerks beteiligt. 2 In diesem Wochenbericht werden nach einer kurzen Übersicht der Entwicklung des euro-päischen Emissionshandels beispielhaft drei Untersu-chungen vorgestellt, die auf Basis dieser Daten das Fir-menverhalten auf mögliche Verzerrungen untersuchen.
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