Hohensachsen. Braungraue Drehscheibenware und späte Ältere gelbe Drehscheibenware aus den Untersuchungen 2020
Uwe Gross
2022
Als kleinräumige Erscheinung innerhalb der Keramiklandschaft des ausgehenden Früh-und des Hochmittelalters am nördlichen Oberrhein wurde diese Warenart erstmals im Jahre 2012 anläßlich der Publikation der Funde vom Heiligenberg bei Heidelberg in die Literatur eingeführt ("Braungraue, feinsandige Drehscheibenware": Gross 2012 a, 403). Zu den damals noch sehr wenigen Plätzen mit ähnlichen Fragmenten (Ladenburg, namenlose Wüstung im Bereich von Mannheim-Wallstadt und Mannheim-Vogelstang) (Gross
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... 2 a, 403Anm. 61) kamen in der Zwischenzeit als weitere Orte in der Region nur Neckarhausen (Gross 2012 b, 163) und Mannheim-Seckenheim mit geringen einschlägigen Fundmengen hinzu. Daher gebührt den hier vorgelegten Stücken aus Untersuchungen, die im Jahre 2020 in der Talstraße 13 in Hohensachsen an der Bergstraße durchgeführt wurden, besondere Beachtung (Vorbericht: Jäger/Krämer 2021). Hier wurden in zwei Kontexten mit hinlänglich datierbaren Beifunden jeweils mehrere Randscherben der Braungrauen Drehscheibenware angetroffen. In Befund 37 kamen alschronologisch nicht relevante, aber für die älteste mittelalterliche Besiedlungsgeschichte von Hohensachsen höchst wichtige-Altstücke mehrere Ränder von (jünger)merowingerzeitlichen Wölbwandtöpfen (Abb. 1,1-3) und der rollrädchenverzierte Schrägrand einer Tüllenausgußkanne des 7. Jhs. (Abb. 1,4) zum Vorschein. Als vollständiges Vergleichsstück wird hier eine Kanne aus dem Reihengräberfriedhof von Frankfurt-Harheim abgebildet (von Freeden 2020, Taf. 114-115) (Abb. 1,5). Bedeutsam für die Datierung sind ein halbes Dutzend Ränder der Älteren gelben Drehscheibenware (Abb. 2), auf die unten noch näher eingegangen wird. Von der Braungrauen Drehscheibenware liegen zwei unverzierte Topf-und zwei gleichfalls unverzierte Kannenränder vor (Abb. 3). Befund 131 erbrachte ein deutlich breiteres Warenspektrum als Befund 37. Wie in letzterem sind zwei Fragmente von Rauwandiger Drehscheibenware (Abb. 4,1-2) als Altstücke anzusehen. Gleiches dürfte auch für zwei Randscherben der Älteren gelben Drehscheibenware (Abb. 4,3-4) zutreffen, von denen eines eine scharf geriefte Wandung zeigt (Abb. 4,4). Wichtig sind zwei Bruchstücke der Älteren grauen Drehscheibenware (Abb. 4,5-6), da ihre Produktion nach dem derzeitigen Kenntnisstand erst im Laufe des (späteren ?) 10. Jhs. aufgenommen wird (Gross 2008, 147). Eine Verfüllung von Befund 131 frühestens im 10. Jh. wird weiterhin untermauert durch die Anwesenheit von Funden echter Pingsdorfware, bei denen es sich um sieben innen (!) bemalte Wandungsfragmente und einen unbemalten Standring (Abb. 5) handelt. Diese langlebige Warenart löst um/nach 900 im Rheinland die Badorfer Ware der Karolingerzeit ab. Der einzige Rand der Glimmerware (Abb. 4,7) könnte ähnlich wie der blockartig verdickte der Älteren grauen Drehscheibenware (Abb. 4,6) auf eine spätere Datierung erst nach der Jahrtausendwende hindeuten. Waagrechte Randbildungen kommen bei der wohl seit dem 9. Jh. in Südhessen gefertigten Ware (Gross 1991, 66) erst allmählich im Hochmittelalter neben den schlichten Schrägrändern vor. Von den vier Rändern der Braungrauen Drehscheibenware aus Befund 131 (Abb. 6,1-4) zeichnen sich zwei durch ihre Innenkehlung aus (Abb. 6,3-4), die ähnlich bislang nur einmal in Mannheim-Wallstadt/Vogelstang auftritt (Textabb.
doi:10.11588/artdok.00008017
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