Kunsttopografien globaler Migration: Orte, Räume und institutionelle Kontexte transitorischer Kunsterfahrung. Editorial
Burcu Dogramaci, Birgit Mersmann, Anna Minta, Mona Schieren, Kritische Berichte-Zeitschrift Für Kunst- Und Kulturwissenschaften
2015
Kunsttopografien globaler Migration: Orte, Räume und institutionelle Kontexte transitorischer Kunsterfahrung. Editorial Im sozialen System und kulturellen Feld der Kunstproduktion, Kunstrezeption und Kunstvermittlung machen sich zunehmend die Auswirkungen globalgesellschaftlicher Migrationsprozesse bemerkbar. Sowohl die AkteurInnen als auch die Orte der Kunst sind durch globale Menschen-, Bilder-, Kapital-und Ideenströme, die sogenannten global flows, in Bewegung geraten. Neben der gewachsenen
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... obilität von KünstlerInnen, KuratorInnen und KunstagentInnen sind es vor allem die medialen und institutionellen Orte der Kunstproduktion, Kunst(re)präsentation und Kunstvermittlung, an denen die neuen Migrationskontexte der Kunst aufscheinen und verhandelt werden. Eine um die globale Migrationsperspektive erweiterte Kunstwissenschaft muss daher die veränderten Bedingungen und wechselnden Bedeutungen von Kunsträumen und Kunstinstitutionen als Transitorten kultureller Übersetzungs-und sozialer Aushandlungspraxis in den Blick rücken. Im Mittelpunkt der vorliegenden Ausgabe der kritischen berichte stehen die bewegten Topografien eines globalisierten Kunstsystems. Da Migration primär als Erfahrung eines Ortswechsels definiert ist, sei es als Erfahrung des Heimatverlustes, der Ortsverschiebung und Deplatzierung, der Grenze (oder auch Grenzenlosigkeit), des Durchwanderns und Durchkreuzens von Räumen, oder aber der Multilokalität, suchen die einzelnen Beiträge die De-, Re-und Translokalisierungsprozesse an jenen neuralgischen Kunstorten aufzuspüren, an denen sich Migrationsbewegungen konzentrisch verdichten. Erst in der Ortsreferenz, das heißt in der Situierung, Bündelung und punktuellen Immobilisierung von Wanderbewegungen manifestiert sich, wie Migrationsphänomene im Feld der Kunst Bedeutung generieren. Im Fokus der Untersuchungen stehen sowohl institutionalisierte Orte der Kunstproduktion (Kunstakademie, Künstlerresidenz, Produktionsstätte) und Kunstausstellung (Museum, Wanderausstellung, Biennale) als auch soziale Orte und mediale Räume der Migrationskunst wie etwa Großstädte, Grenzorte, Transitzonen und Ausstellungsräume. Einerseits untersuchen die Beiträge, wie Kunstorte und -institutionen die inhaltlich-thematische (Re)Präsentation und Interpretation globaler Migrationserfahrungen prägen; andererseits rücken sie in den Blick, wie künstlerische Produktions-und Förderstrategien sowie kunstinstitutionelle Strukturen von den bewegten Topografien affiziert und transformiert werden. KünstlerInnen dokumentieren und reflektieren Orte globaler Migration. Sie bewegen sich an Grenzorte, in Geflüchteten-und Asylsuchendenunterkünfte, in die Gebiete der großen Migrationsbewegungen. Den Spuren der Migration folgend, werden sie selbst zu Kunstnomaden und -migranten. Diese Wanderbewegungen wirken wiederum zurück auf ihre künstlerischen Produktionsweisen und Selbstverortungen als KünstlerInnen. Ausstellungskonzepte orientieren sich neu an den Prämissen globaler Migrations-und Verflechtungsprozesse. Die Biennalisierung
doi:10.11588/kb.2015.2.21500
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