"Der Anteil von Frauen in Führungspositionen wird weiter wachsen"

Herr Brenke, Frauen Sind, Sieben Fragen, Karl Brenke
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in Führungspositionen immer noch deutlich seltener zu finden als Männer. Wie hat sich dieses Verhältnis in den letzten Jahren entwickelt? Gibt es mittlerweile mehr Frauen im Chefsessel? Ja, die Frauen haben aufgeholt. Der Anteil von Frau-en in Führungspositionen ist eindeutig gestiegen. Allerdings finden solche Anteilsverschiebungen über einen langen Zeitraum statt. So hat es zehn Jahre gedauert, dass sich der allgemeine Anteil der Frauen an der Beschäftigung um zwei Prozentpunkte erhöht hat.
more » ... i den Frauen in Führungspositionen ging das etwas schneller voran. Dennoch bleibt unter dem Strich: Die Zahl der Frauen in Führungspositionen hat stärker zugenommen als bei den Männern. Deutschland hat eine Bundeskanzlerin, die führen-den Industriekonzerne werden jedoch von Männern geleitet. Ist das Zufall oder ist es für Frauen in der Wirtschaft schwerer nach oben zu kommen? Gerade in den höheren Positio-nen ist es für Frauen offenkun-dig schwer. Das hängt damit zu-sammen, dass es bei manchen Männern noch eine gewisse Mentalität geben mag, Frauen eher nicht mit hohen Stellen zu beauftragen. Es gibt vielleicht eine gewisse Männerbündelei. Wenn ich aber die Entwicklung der letzten Jahre betrachte, glaube ich, dass das immer weniger der Fall ist. Unternehmen verhalten sich letztendlich rational, und angesichts der demografischen Entwicklung sind Unternehmen mehr und mehr darauf angewiesen, Frauen in Füh-rungspositionen zu haben. Ein Mittel gegen Männerseilschaften könnte eine Frauenquote sein. Wäre das ein geeignetes Mittel, um den Frauenanteil speziell auch in der Wirtschaft zu erhöhen? Ich glaube nicht. Der deutsche Arbeitsmarkt ist gewiss nicht unterreguliert. Mit einer Frauenquote bekämen wir eine zusätzliche Regulierung. Die EU plädiert für eine Quote von 40 Prozent, aktuell sind es je nach Definition etwa 25 Prozent. Eine rasche Anhebung auf 40 Prozent funktioniert nur, wenn man entweder einen großen Teil der Männer aus den Führungsposi-tionen entfernt und sie durch Frauen ersetzt oder die Apparate aufbläht und die zusätzlichen Stellen mit Frauen besetzt, wie man das beispielsweise in Norwe-gen gemacht hat. Das ist ökonomisch kaum sinnvoll. Wo findet man am häufigsten Frauen in Führungs-positionen? Man findet Frauen in Führungspositionen vor allem in den Berufen, wo Frauen insgesamt besonders präsent sind. Das sind der Dienstleistungssektor, insbesondere das Gesundheits-und Sozialwesen. In typischen Männerdomänen wie im verarbeitenden Gewerbe und der Bauwirtschaft findet man auch we-niger Frauen in der Führung. Wie ist die Situation bei den Selbständigen? Bei den Selbständigen haben die Frauen erheblich aufholen können. Das gilt auch für Selbständige, die etwas grö-ßere Betriebe haben. Insgesamt aber sind Frauen auch hier noch immer unterrepräsentiert. Wo liegen die Ursachen für den insgesamt positiven Trend? Ein Grund ist, dass Frauen stärker am Arbeitsmarkt präsent sind, als das vor zehn oder zwanzig Jahren der Fall war. Zum anderen sind Frauen, was die Bil-dung angeht, engagierter als die Männer. Das zeigt, dass Frauen karriereorientierter handeln und in die Führungspositionen drängen. Wie wird sich dieser Trend in Zukunft weiterentwi-ckeln? Es ist ganz eindeutig, dass die Frauen in Führungs-positionen weiter an Bedeutung gewinnen werden, doch brauchen solche Prozesse viel Zeit. Man sieht, dass gerade jüngere Frauen nachrücken. Das ist ein starkes Indiz dafür, dass der Anteil von Frauen in Füh-rungspositionen weiter wachsen wird.
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