Ein Gespräch über Wagners Ring mit Tankred Dorst und Ursula Ehler [chapter]

Ulrich Müller, Siegrid Schmidt, Verena Vitzthum
2020 "Unser Leben ist ein Gespräch"  
Das Gespräch fand statt im Rahmen des Salzburger Ostersymposiums 2008. Moderation: Ulrich Müller und Siegrid Schmidt, Redaktion: Verena Vitzthum) Müller: Als wir vor einem Jahr das Symposium planten, hatte einer von uns die Idee, zu überlegen, ob wir nicht Herrn und Frau Dorst bitten könnten, zu uns zu kommen, die gerade den Bayreuther Ring inszeniert hatten. 1 Wir kennen uns seit fast dreißig Jahren. Wir freuen uns außerordentlich, dass es wirklich geklappt hat. Wir haben verabredet, dass wir
more » ... etzt über den Ring reden wollen. Sie können sich gleich melden und fragen -wir haben kein festes Programm. Ich darf dann gleich eine eröffnende Frage stellen, und zwar zum Bayreuther Ring von Herrn Dorst und Frau Ehler: Sie haben ihn doch gemeinsam inszeniert, oder nicht? Ehler: Inszeniert nicht, aber geplant. Müller: Es gibt demnächst einen sehr schönen Band des Regiebuchs zu Ihrem Bayreuther Ring. Wir haben hier ein Vorexemplar mit vielen farbigen Bildern und einem sehr interessanten Text. Was reizt eigentlich jemanden, den Ring zu inszenieren, wenn er gefragt wird? Dorst: In meinem Fall war ich zunächst einmal verblüfft, als die Frage kam, ich sollte das machen -es war ein Telefongespräch. Wir kamen gerade von einer Reise zurück und hörten das Telefon ab, und es hieß, ich sollte mich in Bayreuth melden. Ich dachte, es ginge um die Erlaubnis, zu Schlingensiefs Parsifal-Generalprobe zu gehen; das wollten wir ja gerne machen. Stattdessen kam aber die Anfrage, ob ich nicht den Ring machen könnte. Ich war erschrocken und verblüfft. Natürlich fühlt man sich ein bisschen geschmeichelt, wenn man gefragt wird, so eine Sache zu inszenieren. Ich habe mir das lange überlegt, ich habe ja keine große Opernerfahrung. Ich habe zwar Libretti geschrieben, vier oder fünf, aber das ist natürlich etwas ganz
doi:10.5771/9783956506574-133 fatcat:pzn6sdm5dzg23n3qvxczct6hru