Nachträgliche Bemerkungen zu meiner Arbeit "Studien über den Oppenheimschen 'Fressreflex' und einige andere Reflexe"

Wilhelm Fürnrohr
1905 Journal of Neurology  
In meiner im 27. Band dieser Zeitsehrift unter dem oben genannten Titel erschienenen Arbeit besehaftigte ieh reich u. a. in erster Linie mit dem yon Oppenheim besehriebenen ,Fressreflex". Ich konnte diesen dareals mit dem physiologisehen Saugreflex des Kindes in Beziehung bringen und an der Hand einer Reihe yon klinischen Beobachtungen dartun, dass wir sein Auftreten nur dann erwarten kOnnen, wenn der hemmende Einfluss der Grosshirnrinde durch irgend einen pathologisehen Prozess in Wegfall
more » ... men ist, somit ein yon aussen kommender Reiz direkt und unvermittelt ein wahrscheinlich in der Medulla oblongata gelegenes subkortikales Zentrum treffen wird. Aus der Literatur war fiber einen derartigen Reflex niehts bekannt und es war mir deshalb ausserordentlieh interessant, als mir Herr Privatdozent Dr. M. Rothmann vor wenigen Tagen mitteilte, dass in den Arbeiten yon Goltz ghnliehe Beobaehtungen niedergelegt sind, die, wenn sie aueh am doppelseitig operierten Hunde gewonnen sind, doeh einen Analogiesehluss gestatten, und tatsaehlieh findet sieh hier an mehreren Stellen eine Erseheinung besehrieben, die dem "Fressreflex" im wesentliehen entsprieht. An einer Stelle, wo Goltz das Kauen des operierten Hundes besprieht, sagt er z. B. Folgendesl): "Waren die Kaubewegungen einmal im Gang, so brauehte man den Kopf nieht weiter zu halten. Das Tier bewegte den Kopf zweekmhssig hin und her, so dass zerkaute Fleisehstaeke in der Regel zwisehen den Lefzen nieht herausfielen. Der mehr reflektorisehe Charakter der Kaubewegungen liess sieh dutch folgenden Versueh zeigen: Wenn ieh dem Hunde, statt ihm die Kiefer zu 6ffnen, mit einem Finger zwisehen die Zahnreihen und die Wange fuhr und die Sehleimhaut der Wange mit tier Fingerkuppe rieb, so ring der Hund an, regelmassige Kaubewegungen zu maehen und setzte diese noeh eine Weile fort, naehdem ieh den Finger herausgezogen hatte. Der eingefahrte Finger 16ste also ghnliehe Kaubewegungen aus wie ein Fleisehstaek", und in tier berahmten Arbeit "Der HuM ohne Grosshirn"2) heisst es: "Druek auf die Sehleim-1) Goltz, ~Jber die Verriehmngen des Grosshirns. 6. Abhandlg. Pflfigers Arehiv. 1888. Bd. 42. 2) Derselbe, ebenda 1892. Bd. 51.
doi:10.1007/bf01840663 fatcat:peqkg3ji2vab7gzbd2bqn3u67q