Wandlungen in einigen Problemen der Bodenmikrobiologie
Johannes Glathe, Universitätsbibliothek Gießen
2013
Wandlungen in einigen Problemen der Bodenmikrobiologie Die Folgen von mikrobiologischen Prozessen "') sind der Menschheit seil .Jahrtausenden bekannt. So wußten die Hümer, daß eine Erhöhung der Fruchtbarkeit des Bodens eintrat, wenn Leguminosen angebaut wurden. Demgegenüber ist die '.\likrohiologie als \Vissenschaft sehr jungen Datums. Sie konnte sich erst entwickeln. als die technischen Voraussetzungen gegeben 'varen, vor allem ermiiglichte die Erfindung des Mikroskops grundlegende .\rlwiten
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... f mikrobiologischem Gebiet. Trotzdem ging die Entwicklung zuniichsl sehr langsam vor sich. Verschit'dene \Vid<>rsliinde muß!t•n überwunden \Verden, neue Vorstellungen mußten dem l\lensdwn nahegebracht werden. Die meisten Mikroorganismen des Bodens können nur leben, wenn ihnen .'.\iährstoffe und Energie in Gestalt von organischen Stoffen zur Verfügung stehen. Ihre Leistung besteht darin, durch Beseitigung der organischen Heste das Leben auf der Erde zu ermiiglichen. Bereits ein Lons PASTEUH wies darauf hin, daß die Erde ein Leichenfeld wäre, wenn die unverwertbaren organischen Stoffe nicht beseiligt würden. Dem Bestreben der l'\atur, stündig 1wue Organismen zu schaffen, steht der c\bbau der Lebensreste gegenüber, und damit wird der Kreislauf der organischen Substanz geschlossen. Sowohl ästhetische als auch hygienische Gründe Z\vingen den '.\Ienschen, diesen Kreislauf zu lenken. Um das zu kiinnen, muß f f ihn kennen. Im Jahre 18:39 betont .JusTUS VON LIEBie in den Annalen der Plwrmazie die Bedeutung des Sauerstoffs für den Ablauf der Zersetzungsprozesse. Er war der '.\lcinung, daß Blut und Pflanzensüfle nicht mit Luft zusammengebracht werden können, ohne daß ihre Beschaffenheit sich ünderl. Der Sauerstoff der Luft werde absorbiert. es beginne eine Zersetzung der organischen Substanz. Nach seiner Auffassung bewirkt ein Ferment die Umwandlung des Sauerstoffs der umgebenden Luft in Kohlensiiure. Aus den Versuchen von APEHT wuf.He er jedoch, daß Speisen und andere Stoffe, in einem hermetisch geschlossenen Gefiifl zur Siedehitze des \Vassers erwiirmt, sich unveriindert aufbewahren lassen. Bei dieser Temperatur, die einen Abbau nicht zuläßt, gehe der Sauerstoff der eingeschlossenen Luft eine Verbindung ein. \Vird das Gefäß aber nach der Abkühlung gPöffnet, so bewirke die eintretende Luft Pinen mehr oder weniger raschen Abhau. Zeitgenössische Forscher wiesen bei mikroskopischen Studien Gebilde nach, dc>ren Zugehörigkeit zum Heich der Mikroorganismm heute außer Zweifel steht. Auch von ihnen wurden sie als solche angesprochen und ihre Aktivität als Ursache des Abbaus betrachte!. .JusTus VON LIEBIG aber bekämpfte dic>se Auffassung mit der ganzen *) \'ortrag anläßlich der Rektoratsiibernahme am 22. November 1963.
doi:10.22029/jlupub-2565
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