Intelligenz- und Demenzpr�fungen

K. Heilbronner
1914 Die Naturwissenschaften  
t [eft 2o. l 17.7.1914J Diese biologisehen Eigentfimliehkeiteta sind uns verstgtadlieh, da wit ,?s naeh unserer Reehnung mit VSgeln zu tun haben, die an der Grenze der KSgliehkeit des Fluges mit eigener Euergie stehen. Die Zusammenstel]ungen fiber die maximale Dauergesehwindigkeit, die die VSgel bei einer Steigernng des Grundumsatzes um das 5,1 faehe "erreiehen kSnnen, stellen eine Idealreihe dar, in dernur die Gewiehte der Tiere beriieksiehtigt sind und alle ZaMen unter der Voraussetzung einer
more » ... a~rodynamischen und physiologischen ]fhnlichlceit mit der Taube bereehnet wnrden, Tat> s~ehlieh trifft die Voraussetzung dieser Xhnliehkeit nieht strenge zu, abet bei tier Vergleiehung yon der Taube an his zum Singsehwan nnd der Trappe hin hat sie sieh bew~hrt, zeig~ doeh ftir die beiden letzteren Tiere die Reehnung gerade so wie die biologisehe Beobaehtung, dab wit uns bei ihnen sehon den Grenzbedingungen des Vogelflnges n~hern. Die physiologisehe ~hntiehkeit erfordert, dab die Eigensehaften der Flugmuskeln bei den ve~)gliehenen V6geln einander gleich sind: diese Yoraussetzung ist nieht immer gewahrt. Wghrend die guten Flieger (Sehwalbe, Taube, Storch, Sehwan) rote Flugmusknlatur ("braunes" ~rustflelseh) haben, sind die Ftugmuskeln der Hiihnervggel (Rebhuhn, Fasan, Auerhahn) blab ("weiBes" Brustfleiseh). Physiologiseh unterseheiden sich diese beiden Arten der lV[uskulatur in der Weise, dab die blassen i~[uskeln sehr raseh arbeiten, abet Ieieht ermiiden , die roten sieh tangsamer zusammenziehen und streekea, dafiir aber viel sehwerer ermtiden. Auf die Unterschiede, die sieh hierans bei gleieh sehwerea VSgeln ergeben ~ soll bier nieht n~her eingegangen werden. Reehnung und blotogisehe ]]eobaehtung {iihren zu dem Ergebnis, daft VSgel yon etwa 10 kg Gewieht und 17 m/see, nattirlicher Gesehwindigkeit an der Grenze der FlugmSglichkeit stehen, und die Beobaehtungen an TraplSe nnd Singsehwan, die nur relativ selten fliegen, best~tigen dieses Resultat. Nun seheint aber eine andere biologisehe Beobaehtung ibm dnrchaus zu widerspreehen, indem sie uns im Albatrofl einen Vogel zeigt, der seiner GrSl?e und Sehwebegesehwindigkeit naeh nur Befade noeh mit grSBter Anstrengung wfirde ~liegen kSnnen, und der tatsgehlieh wolff der ausdauerndste unter allen Fliegern iiberhaupt ist, ein Vogel, der seit den ersten Fahrten im Indisehen und Paeifisehen Ozean die Seefahrer in Erstaunen versetzt hat dutch die Unermfidlichkeit, mit der er hinter ihren Sehiffen hersegelte und ganz besenders dadureh, dal~ er diese Leistung anseheinend ganz miihelos, wie spielend vollbraehte, oft 10 his 15 l~inuten lang ohne einen einzigen Flftgelsehlag. l~¢ber die Sehwebegesehwlndigkeit des Albatrofl haben wir eine Untersuehmag yon d er grgSten Autoritgt in a~rodynamischen Dingen, yon Lancestert). Dieser Wert betr~gt naeh ihm ~) A~rodynamik Bd. 1, S. 231. Heilbronner: Intelligenz-und Demenzpriifungen. 705 15,24 m/see. Die Gesehwindigkeit, die er sieh bei starker ~iuskelanstrengung (5,1 faeher Grundumsatz) erteilen kSnnte, ist nut 1.4, 4 m/see, er bedfirfte also, um gberhaupt fliegen zu kSnnen, eines Leistungsumsatzes, der das 6,~ faehe des @rundumsatzes betr~gt, also sehorx eine sehr bedeutende Anstrengung darstellte. In zwei Riehtungen gibt dieser Ansatz zu Bedenken Anlal~: wle ist es mSglieh, dal3 der Alba-trol3 stundenlsng, tagelang eine Lels~ung rollbringt, die etwa gleieh (1 @ 6,25), also fund gleieh 7 real dem Grundumsatze sein wCtrde, und wie leistet er diese gewaltige Arbeit, da er doeh seiile Flfigel weniger bewegt als irgend ein anderer Vogel, hSchstens mit Ausnahme der ~'oBen Geier ? Wit kommen bei Betrachtung der Flug-]eistungen des Albatrog zu einem anderen Typus der Flieger, die der Taube nicht mehr physiologisch 5,hnlich sind. Die Taube stellt den Typus der Ruderflieger d'ar, und zu diesere Typus gehSren such Kr~he, Ente, Storeh, Seeadler, Auerhahn, Trappe und Singsehwan. Im Albatrog dagegen haben wir einen Vertreter des Typus der Segel-oder Sehwebeflieger. Unsere ganzen ]Bereehnnngen tiber die Leistung im Flnge beruhten ja auf der Voraussetzung, dat] die Leistung yon den Flugmusl~eIn aufgebraeht wird, dab die VSgel 7ceine iiu~ere Energiequelle haben, und diese Yoraussetzung trifft ffir die Ruderflieger ztr. Dagegen nutzen die Segel-oder Sehwebeflieger die Energie des Windes aus, haben also eine iiuflere Energieque~e, und ihre Flugmuskeln brauehen im ~ngersten Fa]le, wie er beim Albatrog realisiert ist, im wesentliehen nur das Auffliegen und das Steuern zu besorgen, die eigentliehe Flugarbeit leistet der Wind. Wie dies mSglieh ist, hat Lancester ~) ausffihrlieh erSrtert, und wir wollen darauf um so weniger eingetfen, als das Problem sehon in dieser Zeitsehrift Gegenstand der Darstellung gewesen ist e). Es ist aber wohl yon Interesse, dab die stoffweehselphysiologisehe Betraehtung des Fhgproblems auf das Postulat ffihrt, dab VSgel yon dem Gewieht des Albatrofl oder dariiber, die trotz elnes solehen Gewiehtes gewandt und ausdauernd fliegen k6nnen, eine ~ufiere EnergiequeIle habe~ mi~,ssen.
doi:10.1007/bf01497226 fatcat:quumn2ogybb7fburgm5t5ogvty