Abschätzung möglicher Verlagerungseffekte durch Umsetzung der EU-KOM-Vorschläge zur EU-Biodiversitätsstrategie auf Forstwirtschaft und Wälder in Drittstaaten

Matthias Dieter, Holger Weimar, Susanne Iost, Hermann Englert, Richard Fischer, Sven Günter, Christian Morland, Hans-Walter Roering, Franziska Schier, Björn Seintsch, Jörg Schweinle, Eliza Zhunusova
2020 unpublished
Übergeordnetes Ziel der Biodiversitätsstrategie für 2030 der EU ist die Erholung der biologischen Vielfalt durch Verstärkung des Schutzes und der Wiederherstellung der Natur. Schlüsselelemente zur Erreichung der Ziele sind u.a. die Schaffung von Schutzzonen auf mindestens 30 % der Land- und Meeresgebiete und ein strengerer Schutz der europäischen Wälder. Die Implementierung kon-kreter Maßnahmen im Wald wird sich unmittelbar auf die Rohholzproduktion in den EU-Mitgliedsstaaten auswirken. Es ist
more » ... edoch zu erwarten, dass mindestens ein Teil der Rohholzpro-duktion in sogenannte Drittstaaten verlagert wird. Mit solchen Verlagerungseffekten besteht ganz grundsätzlich die Gefahr des Verlustes von Biodiversität in den betreffenden Drittstaaten. Aus ei-ner globalen Perspektive müssen diese Biodiversitätsverluste dem Biodiversitätsgewinn in der EU gegenübergestellt werden. Für die Abschätzung des Einschlagsrückgangs werden drei verschiedene Umsetzungsmaßnahmen anhand verfügbarer Modellergebnisse für Deutschland untersucht und miteinander verschnitten: (i) 10 % Flächenanteil von Stilllegungsflächen im Wald, (ii) Verzicht auf die Holznutzung auf allen Standorten mit "old-growth forest" und (iii) 30 % Anteil der verbleibenden Flächen mit natur-schutzfachlichen FFH-Bewirtschaftungsauflagen. Das Ergebnis zeigt, dass unter diesem Szenario das potenzielle Rohholzaufkommen in Deutschland im Mittel für den Betrachtungszeitraum 2018 bis 2052 um insgesamt 23,96 Mio. m³/a auf 52,77 Mio. m³/a bzw. auf 69 % reduziert würde. Diese prozentuale Reduktion wird für die folgenden Berechnungsschritte auf alle EU-27-Länder übertragen. Die Modellierung der internationalen Produktionsverlagerung mit Hilfe des globalen Holzmarkt-modells GFPM ergibt für das Jahr 2050 einen projizierten Einschlagsrückgang von 42 % in der EU-27. Eine erhöhte Produktion in Drittstaaten würde 73% dieses Einschlagsrückgangs kompensieren, der Rest wäre preisbedingt als Verzicht auf die Verwendung von Holzprodukten zu interpretieren. Die in der EU-27 verringerte Rohholzpr [...]
doi:10.22004/ag.econ.307497 fatcat:z2us2jcqdjeq5pv3nwdamn5lle