6. Der Untersuchungsgegenstand: Bewegungsmedien [chapter]

Tanja Vogler
2022 Care trans_formieren  
Bewegungsinterne Medien sind ein konstitutiver Bestandteil von Protesten, sozialen Bewegungen und Subkulturen. Sie werden auch als »›Lebenselixier‹ im ›Kampf um Öf-fentlichkeit‹« bezeichnet 1 und haben die Funktion, alternative oder Gegenöffentlichkeiten herzustellen: Als »Alternativmedien« produzieren sie eigenes Wissen und als »Gegenmedien« positionieren sie sich gegen eine hegemoniale Öffentlichkeit. Eine weitere -und Oliver Marchart zufolge die relevantere -Funktion von bewegungsinternen
more » ... ien ist die dauerhafte Stabilisierung einer »bewegungseigenen politischen oder gegenkulturelle[n] Identität«. 2 Judith Butler zufolge sind Medien selbst ein wesentlicher Bestandteil des kollektiven Wir, das durch sie hergestellt und stabilisiert wird: »Insofern das Volk durch ein komplexes Zusammenspiel von Performanz, Bild, Akustik und all den anderen Techniken, die bei solchen Produktionen eine Rolle spielen, konstituiert wird, berichten die ›Medien‹ nicht nur einfach, wer das Volk zu sein behauptet, sondern sind selbst ein ganz entscheidender Teil von dessen Definition. Sie unterstützen und ermöglichen diese Definition nicht nur, sondern sie sind der Stoff der Selbstkonstitution, der Ort des hegemonialen Kampfes darum, wer ›wir‹ sind.« 3 Auch die fünf für die vorliegende Untersuchung ausgewählten queeren Projekte nutzen allesamt bewegungsinterne Medien, um alternative und Gegenöffentlichkeiten, aber auch ein kollektives Wir herzustellen. Vor allem aufgrund der zentralen Rolle, die Medien für die Herstellung einer bewegungseigenen Identität spielen, wurden die bewegungsinternen Medien der fünf queeren Projekte als Material für die diskursanalytische Untersuchung ausgewählt. Bezug nehmend auf das von Jäger vorgeschlagene methodische Vorgehen, soll im Folgenden die Erstellung des Materialkorpus -auch »Archiv« genannt -beschrieben werden. 4
doi:10.14361/9783839460832-007 fatcat:tuq6wik4dfgvtd64ltquwav2c4