Literarhistorische Studien über Zwitterbildung beim Menschen. 1554–1831
Wilhelm Stricker
1882
Virchows Archiv
pratt. Arzte in Frankfurt a. M. und erstem Bibliothekar dot Vereinigten $enckenbergischen Btbliothek, Wenn gleich die neaere Medicin zu ihrem unermesslichea Vortheil sich yon der buchm~issigen Ueberlieferung emancipirt und auf die elgene Beobachtung and Untersuchung gest/itzt hat, so dfirfte es doch ntcht ohne Nutzen sein, zuweilen an die Quellen zu gehen und die Eutwickelung einer wissenschaftlichen Frage aus ihnen literarisch darzustellen. Es wird dabei der "Gelst der Zeiten" klar werden uud
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... s zeigt sich der innige Zusammeuhan$, den die Heilkuude mit der philologischen und theologischea Richtung maneher Zeitepochen gehabt hat. Dis Frage, ob ein Hermaphroditismus existire, ist in dieser Beziehung besonders fruchtbar. Man sieht aus der Literatur, wie schwer der Schritt war vain ,Spie] der Natur" zur ,BiIdungshemmung", welche diehte Nebel zerstreut werden mussteu, um zu einer Erkenntniss der Ursachen der sogenannten Missbildungen vorzudriugen, welehe Masse angeblieher Beobachtungen erst aus dem Wege ger/iumt werden musste, ehe man erkaunte: dass die meisten F/ills yon Hermaphroditismus in einer his zur Entwickelungszeit dauernden Verbindung von Hypospadie, Cryptorchidismus and Scrotum fissure bestehen. Des J. G. Schenck yon Grafenberg(1531--1598) monstrorum historia memorabilis (Francof. 1609. /,o) ist eine durchaus uukritische Sammlung, welche ffir den ltermaphroditismus wenig SpeetelIes enthMt, aber in anderer Hinsieht sehr interessant ist. Sle umfasst nehmlich neben einzelnen vortrefflicheu Copien guter hbblldungeu uud anatomisch instruetiven Beschreibungen (z. B. Fig. 68 , Lithop~idion) such solehe Darstelluugen, welche offenbar ohne jedes Vorbild blos naeh der Besehreibung angeferttgt sled. Das st/irkste in dieser Hinsleht siad Fig. 64--67 . Fig. 64 bildet ein Kind ab, welches mit einem deutsehen Militarmantel aus Fleisch umgeben war (ut indutus sago mllitari germantco erederetur). Unter Fig. 65 stnd zwei Monstra abgebildet, des eine geh6rnt, .geflfigelt, ohne Arme, mfinnlleheu Gesehlechts, .mit einem mensehliehen Beiu, an dessen Knie ein huge, und eleem mit Schuppen bedeekten, in Schwimmfflssen endenden Beiu; auf der Brust die Buehstaben X, Y, V and ein Halbmond; des andere ebenfalls mit Flfigeln statt der Arme,
doi:10.1007/bf02283728
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