Die Show als Hinterbühne, Rollenspiel und Rahmenbruch [chapter]

Gregor Balke
2022 Harald Schmidt - Zur Ästhetik und Praxis des Populären  
Schmidt und die selbstreflexiv-ironische Inszenierung des Fernsehens 1 Einleitung Harald Schmidt war als Host seiner Late Night Show eine Figur der Bühne. Als gelernter Schauspieler kam er von der Theater-und Kabarettbühne auf die damals neue geschaffene Bühne der Late Night des deutschen Privatfernsehens -und wurde schnell zu einer Grenzfigur, die den Erwartungsrahmen sprengte. Dass er immer wieder Grenzen ausreizte, Ungewohntes erprobte und aus dem Rahmen fiel, entwickelte sich zu einem
more » ... eidenden Charakteristikum der TV-Persona Schmidt. Doch Schmidt musste diese Persona erst kultivieren. Die Souveränität des Entertainers und sein subtiles wie zotiges Spiel mit den Erwartungserwartungen (Luhmann) formten sich -buchstäblich performativ -von Show zu Show. Die Rolle, die dabei von ihm erwartet wurde, erwies sich schnell als enges Korsett und gleichermaßen willkommene Einhegung, die nach Überschreitung verlangte. Rollen -Plural! -waren es, die der Ironiker Schmidt als elastische, relationale und temporäre Gewänder an-und abstreifte und dabei zwischen ihnen und ihren theatralen und meta-kommunikativen Rahmungen -gerne auch das Verhältnis von Vorder-und Hinterbühne verwischend -stetig wechselte. Damit sind die wesentlichen Begriffe bereits benannt, mit denen im Folgenden das mediensoziologische Deutungspotenzi-
doi:10.1515/9783839461099-009 fatcat:p26b3dd7tbe3bbqvfwfcgosje4