Warum tut man sich das an? Gedanken zum Umgang mit der Geschichte

Stig Förster
unpublished
Beim folgenden Text handelt es sich um die Abschiedsvorlesung, die ich am 20. Mai 2016 an der Universität Bern gehalten habe. Bis auf kleinere Korrekturen ist der Text unverändert. Im Hinblick auf wörtliche Zitate und unmittelbar erwähnte Schriften habe ich jedoch Anmerkungen hinzugefügt. I. Als ich vor 22 Jahren meine Professur an der Universität Bern erhielt, war ich zunächst recht erstaunt. Bei der Ernennung zum Professor an der Universität Augsburg-zwei Jahre zuvor-und damit zum Beamten auf
more » ... Lebenszeit hatte ich eine prächtige Urkunde mit der Unterschrift des Kultusministers erhalten und musste dann feierlich auf die bayerische Verfassung schwören. In Bern erhielt ich-nichts! Nur die schlechte Kopie eines Auszugs eines Sitzungsprotokolls des Grossen Rates, demzufolge man mich zum Professor gewählt hatte, wurde mir per Post zugestellt. Es gab keine Urkunde, keinen Eid auf eine Verfassung, nicht einmal ein Pflichtenheft. Immerhin gab dann aber Rektor Andreas Ludi im Gästehaus der Universität einen Empfang für die neuen und die scheidenden Professoren, an dem ich teilnehmen durfte. Dieser Beginn meiner Zeit in Bern hat mir aber sehr gefallen, denn er zeigte mir, wie unbürokratisch, wie leger und wie liberal die Dinge hier gehandhabt wurden. Ich besass also die Freiheit, meine neue Aufgabe nach eigenem Gutdünken auszufüllen. Gleichzeitig empfand ich neben Freude aber auch Demut. Wenn der Kanton Bern mich fortan für meine Arbeit aus Steuergeldern fürstlich entlohnte und mir soviel Freiheiten liess, dann war dies auch eine Verpflichtung und eine grosse Verantwortung, die mir da übertragen wurde. Das konnte ja nur heissen, dass ich weniger meinen akademischen Hobbies frönen durfte, sondern mich vielmehr um die Studierenden und den wissenschaftlichen Nachwuchs kümmern sollte. Denn die
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