RECENSIONEN UND ANZEIGEN

1885 Zeitschrift für Romanische Philologie  
Habicht, Beiträge zur Begründung der Stellung von Subjekt und Prädikat im Neufranzösischen. Jenenser Dissertation 1882. Man wird diese Arbeit mit streitenden Gefühlen aus der Hand legen. Wie sehr man einerseits das Bemühen, die verschiedenen Wortstellungen psychologisch zu erklären, anerkennen mag, so bedauerlich bleibt es auf der ändern Seite, jenes Bemühen durch eine mangelhafte philologische Vorbildung fast ganz vereitelt zu sehen. Habicht scheint weder Diez noch Mätzner zu kennen, und dafs
more » ... r von dem Vorhandensein von Vorgängern auf dem Gebiete der afrz. Wortstellung, besonders von Morfs trefflicher Arbeit nichts wufste, gesteht er selbst am Schlüsse ein, wo er bemerkt, dafs "ihm für seinen Versuch keine ändern litterarischen Hülfsmittel, als die Lehrbücher und Grammatiken der französischen und deutschen Sprache, sowie ein etwas scharf kritisierter Aufsatz von Humbert im Centralorgan für die Interessen des Realschulwesens, ... zu Gebote standen (!)." Offenbar hatte der Verf. von der Notwendigkeit historischer Forschung keine Vorstellung, wie auch daraus hervorgeht, dafs er seine Beobachtungen einzig und allein an, der neueren Sprache anstellt. Auch so hätte zwar mancher gewifs noch mehr herausgebracht, vielleicht aber auch mancher weniger, denn an einigen glücklichen Blicken hat es H. nicht gefehlt. Die Lektüre wird durch den Mangel jeglicher Einteilung sehr erschwert: die ganze Arbeit läuft ohne andere Unterbrechung, als Absätze sie bieten, von Anfang bis zu Ende fort Ein durchgreifendes Gesetz für die im Neufranzösischen übliche Stellung von Subjekt und Prädikat zu finden, ist dem Verf. nicht gelungen, wenngleich er am Schlüsse von einem solchen spricht. Vielmehr arbeitet er zur Erklärung der verschiedenen Stellungen wesentlich mit den drei Begriffen: Hervorhebung, Anschlufs an das Vorhergehende und Anschlufs an das Folgende, je nachdem ihm der Sinn das eine oder das andere nahe zu legen scheint. Als ursprünglichste Stellung sieht er die an, die das Prädikat vor dem Subjekte zeigt, und begründet diese Ansicht, indem er auf den Urzustand des Menschen zurückgreift, der, "durch die Naturereignisse im Innersten ergriffen, natürlich in erster Linie die Sinneseindrücke wiederzugeben sich be-, strebte und erst dann nach dem Urheber derselben fragte". Schade nur, dafs diese Frage in der Regel ohne Antwort geblieben ist und bleiben mufste, wofern nicht eine rege Phantasie helfend eingriff, um einem Gotte die atmosphärischen Erscheinungen u. a. zur Last zu legen, in welchem Falle denn Brought to you by | Nanyang Technological Univ Authenticated Download Date | 6/8/15 12:07 AM
doi:10.1515/zrph.1885.9.1-4.431 fatcat:7hr7f3li2va7tdagcj2ssjbka4