ZUR GESCHICHTE VON ODER

WILHELM HORN
1899 Beiträge zur Geschichte der Deutschen Sprache und Literatur  
Im oberdeutschen des 13. bis 15. jh.'s begegnen für oder die formen alder, alde,*) von denen sich letztere als ölt, öl erhalten hat (Weinhold, AI. gr. § 25. Deutsche ma. 6, 409). Die \vorter sind verschiedentlich zu cd, alja ander' gestellt worden (so von Benecke-Müller, Lexer, "Weinhold a. a. o.). Dabei bleibt aber die tatsache unbegreiflich, dass alde(r) erst so spät in der literatur auftritt, wol nie vor dem 13. jh. Sollten diese formen nicht vielmehr in Zusammenhang stehen mit ahd. erdo?*)
more » ... lder wäre aus er der (: erclo = oder : cdo, odo) entstanden mit dissimilation des ersten r > l\ alde wäre aus crdo dissimiliert, wenn ein r im Satzzusammenhang in der nähe stand. Das a vor alde(r) lässt sich leicht mit e von erdo in einklang bringen: a für e in nebentonigen silben ist nichts seltenes; und dass die Stellung unter dem nebenton die lautform unseres wort es beeinflusst hat, zeigt ja auch die Vereinfachung der geminata in ahd. edo y an. eäa. Auch das o in ol(t) ist dem unbetonten gebrauch des wortes zuzuschreiben: unbetontes 3 ) a vor l wird auch sonst zu o: vgl. her old neben 7t er alt (afranz. Iteralt), Schweiz.solftri = salaire, obersächs. soldd Ist in ahd. erdo rd aus J)J) auch durch dissimilation entstanden? Vgl. auch an. ecfr, auch etpa (das nach Noreen, An. gr. § 186 contamiiiation aus betontem *ctta [< cppa] und unbetontem e&a ist). Freilich kann ich parallele fälle ebensowenig beibringen, wie man dies für die erklärung von äs. eföo < aipfiau vermocht hat; 4 ) doch ist ja immerhin der über-
doi:10.1515/bgsl.1899.1899.24.403 fatcat:yexaakdtvrbape3zikjpcndw6q