Die Behandlung einer Densfraktur
Michael Nerlich
2008
OP-Journal
Ein 45-jähriger Mann kommt zu Fuß in die zentrale Notaufnahme der Klinik und klagt über Kopfschmerzen. Er hatte 4 Tage zuvor einen Sturz, wo er sich heftig den Kopf angeschlagen hatte und seither Kopf-und Nackenschmerzen, die sich auch durch einen ausgiebigen, sich an das Unfallereignis anschließenden Kneipenbesuch nicht wesentlich bessern ließen. Es wird von dem Patienten eine Röntgenuntersuchung der Halswirbelsäule durchgeführt, auf der eine instabile transdentale Luxationsfraktur
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... n ist (Abb. 1). Daraufhin erfolgt die sofortige Ruhigstellung mit einer Camp-Krawatte und die stationäre Aufnahme des Patienten zum Zwecke der geplanten Densverschraubung, die für den Montag der kommenden Woche terminiert wird. Der Patient selbst ist in regelrechtem Allgemeinzustand, keinerlei neurologische Ausfälle, die Kommunikation ist etwas erschwert, da er ein ausgeprägtes Stottern aufweist. Am Wochenende klagt der Patient über vermehrte Beschwerden bei der Visiteeine Röntgenkontrolle zeigt eine erneute Dislokation der Densfraktur, weshalb sich der diensthabende unfallchirurgische Oberarzt (der Autor) zu einer notfallmäßigen OP-Indikation veranlasst sieht. Die geplante Densverschraubung erfolgt daher im Wochenenddienst, intraoperativ ist die Visualisierung der Densspitze in beiden Ebenen lagerungsbedingt erschwert. Die Verschraubung mit 2 Kleinfragment-Spongiosaschrauben wird durchgeführt. Postoperativ wird der Patient in der Camp-Krawatte ruhig gestellt, er weist keine neurologischen Auffälligkeiten auf. Die postoperative Röntgenaufnahme zeigt zum einen, dass die Schraubenspitzen die Dens-spitze überragen und zum anderen, dass die Schraubenbasis aus dem HWK2-Corpus distal ausgebrochen ist (Abb. 2). Man entschließt sich, die Osteosynthese zu revidieren und nach Entfernung der beiden Schrauben durch eine ventral angebrachte abstützende Platte den Dens adäquat zu stabilisieren. Nach der komplikationslosen Operation zeigt die postoperative Röntgenkontrolle eine Lockerung der eingebrachten proximalen Schraube (Abb. 3). Diese frühzeitige Implantatlockerung löst Bestürzung im Behandlungsteam aus und man entschließt sich daher in einem 3. Operationsschritt zur Durchführung einer posterioren atlantoaxialen Fusion mit Cerclage (Abb. 4). Zusätzlich wird dem Patienten ein Halo-Fixateur zur externen Stabilisierung angelegt. Unter dieser maximal durchführbaren Ruhigstellung kommt es bei ansonsten komplikationslosem Heilverlauf zur Auslockerung des Halo-Fixateurs nach 14 Tagen, sodass der Halo-Ring neu platziert am Schädeldach festge-Abb. 1 Unfallbild. Abb. 2 Densverschraubung. Abb. 3 Ventrale Plattenosteosynthese.
doi:10.1055/s-0028-1112192
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