Vom Sinn der Improvisation als Spiel [chapter]

Constanze Rora
Menschliches Handeln als Improvisation  
Spiele einen Ton Höre auf, wenn Du spürst, dass Du aufhören sollst. Und immer so weiter. Ob Du aber spielst oder aufhörst, höre immer den anderen zu. Probe nicht. Karlheinz Stockhausen Si nnz u schre ibung en Die Rede von Improvisation ist nicht selten verbunden mit Erwartungen und Wertungen, die es rechtfertigen, von einem ›Mythos der Improvisation‹ zu sprechen (Erwe 2004). Im argumentativen Kontext dieser hohen Wertschätzung erscheint Improvisation als ein musikalisches Ereignis, das spontan
more » ... nd unwiederholbar, also einmalig gestaltet wird und das von Kommunikation der Ausführenden untereinander und mit dem Publikum bestimmt ist. Den Charakter mythischer Verklärung hat dabei zweifellos die Vorstellung, Improvisation sei »voraussetzungslose Entwicklung musikalischer Kreativität« (Erwe 2004: 181), da sie verkennt, dass die Improvisation in einem Idiom (wie dem Jazz) immer Übung und Spieltechnik voraussetzt. Daran anknüpfend stellt sich die Frage, ob es eine nicht-idiomatische (›non-idiomatic‹) Improvisation geben kann, wie dies von Vertretern des Freejazz und der freien Improvisation proklamiert wird. Während Erwe diesbezüglich skeptisch bemerkt, »ob nicht auch der Freejazz -trotz aller gegenteiliger Bekundungendazu tendiert, wiederum ein eigenes musikalisches Idiom auszuprägen, einen Stil, an dem sich die Improvisationen ausrichten« (Erwe
doi:10.14361/9783839407547-008 fatcat:egcjz7ack5dxppmvjcsaaqhw2m