Sitzungsbericht für 1911

1912 Berliner entomologische Zeitschrift  
Herr Wanach zeigt einige Potsdamer Eichengallen und aallwespen. In der vortrefflichen, vom Deutschen Lehrerverein fiir Naturkunde herausgegebenen Monographie von M a x R i e d e I : Gallen und Gallwespen, II. Aufl. 1910, ist Potsdani ausdriicklich nur fiir Andricus Jcr'undutor Htg. und Auhx hieracii Bouchk als Fundort angegeben; auller (2) Sitzungsberichte des Berliner Enlomologischen Vereihs Herr Blschoff legt eine Pllzkultur in Petrischale vor, die sich aus an Amelsen gewachsenen Pllzen
more » ... kelt hatte. Zwei Nester von Formica ru/a, deren Bewohner mit diesem Pilz behaftet waren, hatte Herr Q 11 i e I bei Potsdam gefunden (vergl. Berl. Ent. Zeitsch. Bd. LII). Die Ameisen wurden durch die hauptsachlich am Thorax, aber auch an anderen KOr erteilen, sogar am FGhlerschaft wachsenden Pilze, die etwa Stecknadelkop!grOOe erreichen, keineswegs behindert. Wie die Reinkulturen ergaben, handelt es sich dabei nicht um einen einzelnen Pilz, sondern nm verschiedene gleichzeitig auftretende Formen. Nachgewiesen wurde ein Mucor spec (spinulosus-Gruppe), ein Peniriifium, sowie eine Hefe mit g e s c h 1 e c h t I i c h e r Portpflanzung. EigentGmliche braune Hyphen, die in den PilzklGmpchen zu konstatieren waren, wurden in den Kulturen nicht gefunden. Sitzung vom 12. Januar. Herr Helnrlch hat den Bestand seiner Sammlung an Lycaena argyrognomon Bergstr. (30 8 d, 23 $? 0 ) und Lycaena argus L. ( 1 9 d d, 14 9 0 ) mitgebracht. fiir welche Arten C o u r v o i s i e r neuerdings die Namen wgus Schiff. und aegon Schiff. vor eschlagen hat, eine Umtaufung, die zwar dern Vortragenden synipathiscE ist, die aber wohl nicht unbestritten bleiben wird und deshalb nachstehend nicht zur Anwendung kommt. Die ar rognomon stammen aim dern Oberengadin (insbesondere Pontresina), g r m a t t , Reichenhall, Airolo, Digne, Lugano, aus Lychen in der Mark Brandenburg und aus Siidschweden. Die Stiicke aus Digne stimmen mit der von Staudinger in der 3. Auflage seines Kataloges gegebenen Beschreibung der cafIio is Boisd. (pallidior, ' 1 caerulescens) mit der Einschrankung iiberein, d a g auller 3 blau angeflogenen ! , I auch ein typisches (> von bleicherem Braun daselbst gefangen wurde. Der Name raffiopis ist von Staudinger niit Recht als synonym mit argyrog- nouion Bergstr. behandelt worden. Denn wie C o ti r v o i s i e r in seinem BuDerst fesselnden und wertvollen Aufsatz: E n t d e c k u n g s r e i s e n u n d k r i t i s c h e S p a z i e r an e in's G e b i e t d e r L y c a e n i d e n (Stuttgarter Entomologische feitsirift XXIV. Jahrgang 1910, Nr. 12 ff.) nachweist, hat B o i s d u v a I damit nicht eine besondere Form, sondern nur den Typus bezeichnet, weil er den damals dafGr gebrauchlichen Namen argus L. als Uattungsnanien verwendete. FGr die uni Digne fliegenden Stacke eine besondere Lokalrasse aufzustellen. scheint auch dem Vortragenden nicht im BedGrfnis zu liegen, zunial der blaue Anflug der v $), wie aus den vorgezeigten Stacken erhellt, keineswegs allen dortigen 9 $' eigentiimlich ist und zudem auch bei 3 9 aus anderen Panggebieten vorkoninit, z. B. hei dem von der Halbinsel Kullen in SGdschweden staininenden Stiick. Fiir derartig blau abergossene 9 $' besteht zudeni bereits die Bezeichnung raIIurga Staud. In 6 Stacken (4 d d, 2 (i) $ 1 ) vertreten ist die im Fextal bei Sils erbeutete Form wgufus Frey, nach C o 11 rv o i s i e r eine Zwergform von argyrognomon, die ini Staudingerkatalog zu Unrecht als mit aegidion Meissner synonym bezeichnet wird. Der Augenschein zeigt, das diese kleinen Falterchen mit argus L. aegon Schiff. nichts zii tun haben. Das entgegengesetzte Extreni wird durch die von C o u r v o i s i e r neu aufgestellte f. Iigurica. von der 2 d o' und 2 9 $? aus Lugano vorgezeigt werden, dargestellt. Es sind dies Falter von 30 mm Fliigelspannung mit weiBlichem Anflug auf der Unterseite. C o u r v o i s i e r beschrankt den betrachtlichen GrOOenunterschied zwar nur auf die d, dies aber mit Unrecht, da dies Merknial auf die vom fur abjahr 1911. (3) Vortragenden erbeuteten beiden Q 9 ebenfalls zutrifft. Auch erwahnt er den weinlichen Anflug der Unterseite nicht besonden. Eine eigenartige Rasse stellen die 9 C J ' d und 11 9 9 aus Lychen dar. Das dem semiargus Rott. Bhnliche Dunkelblau und die schwarze Aderbestaubung der Oberseite der dd, auch die stark gerundete Flligelform sprechen mehr fiir die Zuweisung zu ar us L., doch wird man nach dent schmalen schwarzen Rand auf der 6berseite der d d und nach der braunlichen, kaum weiB angeflogenen Grundfarbe der Unterseite ebenso .gut an wgyrognomon Bergstr. denken ktlnnen. Die Spannweite der Tiere differiert bei den dd von 22 bis 27, bei den 09 von 24 bis 30 mm. Die QQ haben alle ziemlich deutlich gezeichnete gelbe Randmonde, die sich bei einigen sogar lebhaft auf die Vorderfliigel fortsetzen. Die dd haben unterseits alle eine deutliche, wenn auch nicht sehr aus edehnte Blaufarbun der Flligelwurzel, den 9 9 fehlt solche ganzlich. bie Rasse steht der borm ligurica Courv. sehr nahe, mit der sie auch die schwarze Aderbestaubung der dd auf der Oberseite und die bei verschiedenen Stllcken bedeutendere GrBBe gemein hat; doch ist sie von ligurica durch den Mange1 des bei dieser Form sehr deutlichen weinen Anfluges der Unterseite in beiden Geschlechtern scharf geschieden. Einige der von P r of. H e r i n g (Stettiner Entom. Zeitung, 42. Jahrg. 1881, S. 135) als far die f. &ia Schulz charakteristisch angegebenen Merkmale sind bei der Lychener Form vorhanden, 2. B. die bedeutende GrtlBe, wenn auch nicht durchgangig, so doch bei mehreren, namentlich weiblichen Stiicken. Vortragender ist der Ansicht, daB es sich bei den Lychener Stlicken sehr wohl um diese Form handeln kann, da die Fundorte beider, Lychen und Garz an der Oder, benachbart sind. S c h u I z und H e r i n g haben &!a als besondere Art aufgestellt. Deren Rerechtigung hat S t a u d i n g e r (Stett. Ent. Zeitung, Jahrg. 42, S. 261) bestritten, hat vielmehr dubia in seinem Katalog (1901) als Form von wgyrognomon Bergstr. aufgeflihrt. Vortragender halt die Sache noch nicht fiir hinreichend geklart. Nach seiner Ansicht ist nicht ausgeschlossen, daB es sich bei dubia um eine Form von wgus L. = aegon Schiff. oder um eine Kreuzung von argus und (v yrognomon handeln kann. Die Lychener Rasse will Vortragender im Jafre 1911 an Ort und Stelle naher untersuchen ; die vorgezeigten Stacke sind ihm von einer dort in der Sommerfrische gewesenen Familie mitgebracht worden. Sie eigncn sich zu exakten SchluBfolgerungen um deswillen nicht, weil sie ohne sachverstiindige Auswahl gesammelt und die dd sehr abgeflogen sind. Von nrkrus 1. . (.-aegon Schiff.) zeigt Vortragender Stlicke aus Berlin, Hheinland, Marienbad, Stolp i. P., Zermatt und Airolo. Die meisten Stacke haben 25-26 iiini Spannweite, die pommerschen Stlicke bis zu 30 mm, die Zermatter niir 22-23 mm. Die Stacke aus Airolo geh6ren alle zu der von C o u r v o i s i e r neu aufgesteltten f. alpha mit stark verbreitertem schwarzen Rand der dd, wodurch diese Tiere fliichtig betrachtet, eine in die Augen springende Aehnlichkeit mit der weiblichen f. callarga Staud. von argyrognomon erhalten. Die Zermatter Stacke, die sich auBer durch ihre Kleinheit durch schwaclier markierte Zeichnung auf der Unterseite und starkes Zurlicktreten der Metallpunkte daselbst auszeichnen. mtichte Vortragender nach C o u r v i s i e r's Aufsatz als zur f. aegidion M e i s s n c r gehdrig anschen. Unter den Marienbader Stlicken ist ein J , das die Merkmale der f. brunnea C o u r v. und caerukocuneata E b e r t in sich vereinigt. Mit Bezu auf den frliheren Vortrag des Mitgliedes Herrn D a d d aber denselben fijegenstand ziehl Vortragender aus der heutigen Demon-a+ (4) Sitzungsbericlite des Berliner Entornologisrlren Vereins stration den SchluD, daD die Unterscheidung zwischen ar us 1, . und meine. Die Fliigelspanriung variiere bei beiden Arten sehr und k6nne daher kein geeignetes Unterscheidringsmerkrnal abgeben. Auch der blaue Farbenton der $d' sei hierzu nicht geeignet, da urgyrognornon zwar auch in hellblauen, ebenso hilufig aber oder noch haufiger auch in rotblauen Stiicken vom Farbenton des urgus vorkomme. Am bestindigsten sei ia allerdings der Farbentoil der Unterseite. Aber in beiden Arten seien Fornien benannt, bei denen als Charakteristikuni die weiDliche Unterseite angefiihrt sei (hypocliiontr Rbr. und niveu Courv.), so daD man also hierin auch keinen zuverlilssigen Anhalt habe. Der schwarze Rand auf der Obcrseite der d-d sei bei argus L. in der Regel zweifellos breiter ais bei urgyrogrioinon Bergstr., indessen seien unter den vorgezeigten Stiicken auch hier erhebliche Schwankun en bemerkbar. So hilttell z. B. die Zermatter urg rognomon ziemlich freiten, die Marienbader urgus zienilich schmalen land Ob das Unterscheidungsinerkmal der Hornklaue, das neuerdings z. B. bei Berge -Rebel in den Vordergriind gerkkt werde, konstant sei, kann Vortragender nicht beurteilen, doch koiiiine dies Merk-ma1 fiir die Praxis kaum in Betracht, da eine die der gew6hnlichen Lupen iiberschreitende VergrBDerung erforderlich sei, um diesen Unterschied klar zu sehen. Jedenfalls sei es ihm niit seinen Lupen nicht gelungen, die Hornklaue zii sehen. An weiteren BIBulingsarten werden noch vorgezeigt 1 (> von semiorgus Rott. iind 2 (,) (.) von aniunrlus Schn, die obeii die Pliigelwurzel blau bestilubt zeigen, eine bei diesen Arten seltene Erscheinung. Hierzu bemerkt Herr D a d d, er halte nach wie vor die Firbung dcr Unterseite fur ein zuverlilssiges Trennungsmerkinal und wiirde die von Herrn H e i n r i c h zu L. urgyrognomon gerechneten Stiicke aus Lychcn zii L. cirgus stelleri. Auch seien die von Herrn H e i n r i c h als f. aeg'idion Meisn. bezeichnetea Ticre seiner Ansicht nach kcine echten urgidion, sondern gehBrten zu einer vielfach irrtiimlich dafiir gehaltenen Form von L. a r p s . Herr Wanach zeigt einen Selatosomus (Ludlus) cruciatus L., der von ihm am 6. Januar be1 Potsdam gefangen wurde und obwohl schon seit mehreren Tagen Schnee lag, auf der frisch hinzugekoninienen Schrieedecke verhilltnismiDig munter dahinkroch. Im Ziriiiiier gehalten, saugt der Kilfer jeden Abend an eineni dargereichten Tropfen Wasser, verschmilht aber Rosenblatter, Apfelschalen und andere ihm angebotene Vegetabilien. ur,!yrognomon Bergstr. keineswegs immer so einfach sei, wie a err D a d d Sitzung vom 19. Januar. Herr Ziegler zeigte Argynnis pandora Schiff. d und 9 uiid deren Lokalrasse ducica \i' Horniuzaki aus Rumilnien, die sich durcli dunkelgriine Farbung der Oberseite und hellgelbe Streifchen an der Subcostalis auszeichnet. Der Zusatz im Staudinger'schen Katalog ,an specini. detritis descripta" ist in den gleichzeitig zitierten Entoni. Nachrichteii 1892,.1, durch die Bemerkung Hormuzakis, daD er die sch6ne Abinderun in Dulcesti in groDer Auswahl angetroffen habe, entschieden widerfegt. Ferner zeigte Herr Z i e g I e r von Hesperia proto Esp. vorn Parnass in Griechenland, die sich durch eine Reihe grBBerer Randpunkte von der typischen Unterart unterscheidet; alsdann von Colius hyufe L. die gelbe dimor he Form des 9 inversa Alpheraky (frtiher flava-Type Husz.). die er bei thamperi im Kanton Wallis fing, uiid von Cofias pulaeno L., t T ebler (in Ledebour Reise Altaigeb. II p. 1 I I . 1830), die haiifige Form des 9 mit zwei Flecken am Halsschildrande. (s. Intern. entom. Zeitschr. Guben V, 43 p. 309 vom 20. 1. 1912). Ferner macht Herr P. Sch. darauf aufmerksam, daB die von BergstrXPer in ,Nomenklatur und Beschreibung der lnsekten in der Grafschaft Hanau-Mnnsterberg" 1778-1780 gegebenen BlXullngsnamen nach den Nomenklaturre eln offenbar ungUltlg seien, da der Autor hier nicht der bharen domenklatur fol e. Die anderen in dem Werk enthaltenden lnsekten werden fast durctglingig mit deutschen Vulgarnamen bezeichnet, bei den Blaulingen stehe, vermutlich urn nicht imnier etwa ,hellblauer, dunkelblauer Falter" usw. zu sagen, ein griechischer Name; so tauft er z. B. ein 6 Nausithous, das 9 Nausithoe. -Lycaena argyrognomon Bergstr. erlangt Gllltigkeit durch die Publikation von Borkhausen: Europ. Schmett. I p. 152, 1788; er ware daiiii als Autor flir diese Art anzusehen. Fiir Lycaenu baton ist wahrscheinlich aniphiori Esp., Mr astrarche Bergstr. inedon Esp., und fGr Lyr. wgiades gen. verti. polysperchon Bergstr. tiresias Hb. zu setzen. Hesperia mafvae f. tams Bergstr. kbnnte wohl erhalten bleiben, da Formennameii nicht unter Khaa (BBhmen), dann folgen die aus KrummhGbe f (Riesengebirge), Alten-
doi:10.1002/mmnd.19120570102 fatcat:7u6wkfheizgttg6j74uvenb5jq