Eine vereinfachte Methode zum Nachweis von Quecksilber in Flüssigkeiten
Konrad Alt
1886
Deutsche Medizinische Wochenschrift
Seit der Einführung des Quecksilbers in die Syphilisbehandlung ist die Frage über seine Elimination aus dem menschlichen Organismus auf das lebhafteste discutirt worden. Die diesbezüglichen Theorien gewinnen erst an Bedeutung von dem Zeitpunkt an, wo es mit Hilfe der Chemie möglich wurde, aus den menschlichen Secreten einen positiven Quecksilberriachweis zu liefern. Viele Methoden sind zu dem Zwecke angegeben worden, die zum Theil vollständig der Vergessenheit anheimgefallen sind , oder doch
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... m mehr heutzutage angewandt werden. Seit Schneider im Jahre 1860 fast unwiderlegbar dargethan hat, dass der bequemste und sicherste Nachweis fur geringe Mengen von Hg darin bestehe, dass mau das metallisch abgeschiedene Quecksilber auf trockenem Wege in das Jodid überführe, geht das Trachten der Forscher weniger darauf aus, gänzlich neue Methoden ausfindig zu machen, als vielmehr Wege und Mittel zu fluiden, um das Quecksilber am bequemsten und ausgiebigsten zur Ausscheidung aus den zu untersuchenden Flüssigkeiten zu bringen. Zwei Methoden verdienen bei dem heutigen Standpunkt der Wissenschaft hauptsächlich Beachtung und werden mit mehr oder minder Modificationen von allen Forschern angewandt, die Methode von Schneider und die von Ludwig. Schneider bediente sich zur Ausscheidung des Hg der Elektrolyse. In die zu untersnchende Flüssigkeit werden nach vorheriger Zerstörung der etwaigen organischen Substanzen [durch IIC1 und KC1 03] die Elektroden einer mitteistarken Batterie eingesenkt. Die Kathode besteht aus einem Golddraht, der an seinem Ende keulenförmig verdickt ist. Nach mehrstündigem Einwirken des Stromes ist bei Vorhandensein von Hg die Goldkathode arnalgamirt. Die so amalgamirte Elektrode wird in einem am einen Ende zur Capillare ausgezogenen Reagensrolir erhitzt. Durch successives Erwärmen der Röhre werden die Quecksilberdmpfe in die Capillare hiiieingetrieben und dort durch Zusatz von Joddkmpfen in Quecksilber-jodlir und -jodid übergeführt. Nach der Methode von Ludwig ist ein vorheriges Zerstören der organischen Substanzen nicht nöthig. Es wird in die [mit 1101] angesäuerte Flüssigkeit Zinkstaub unter TJmrühren eingestreut. Mit deni Zinkstaub wird etwa vorhandenes Hg als Amalgam zu Boden gerissen. Der so amalgamirte Zinkstaub wird auf dem Filter mit heissem Wasser ausgewaschen und in einem eigens dazu construirten Verbrennungsrohr erhitzt. Um die von Zinkstaub mit niedergerissenen organischen Substanzen vollständig zu verbrennen, sind vor dem Zinkstaub noch ein Asbestpfropf und eine leicht oxydirte Kupferspirale in die Röhre eingeschoben; die Quecksilberdämpfe werden dann wiederum in einer Capillare in HgJ und HgJ2 übergeführt. Besonders die Methode von Lu dwig wurde im letzten Decenniuin zur Untersuchung Hg-haltiger Flüssigkeiten angewandt und theilweise recht zweckmässig modificirt, so besonders von Fürbringer und von Friedrich Müller. Fürbringer bediente sich der Messingwolle anstatt des Zinkstaubes; weiterhin schiemmte er die ainalgamirte Messingwolle in Wasser, Alkohol und Aether aus, wodurch dieselbe gründlich gereinigt und getrocknet wird und dann ähnlich wie bei der Schneider'schen Methode erhitzt werden kann zur Ueberführung des Hg in das Jodid. [Fürbringer zieht das Rohr an beiden Enden zur Capillare aus.] Friedrich Müller wandte zum ersten Male zum \Terbrennungs_ rohr ein langes Reagensglas an, ohne es zur Capillare auszuziehen; er bediente sich zum Ausscheiden des Hg der Kupferfeile. Diese von Müller modificirte Ludwig-Fürbringer'sche Methode übertraf an Einfachheit der Ausführbarkeit alle früheren Methoden und reichte auch für klinische Zwecke ziemlich aus, da sie noch 0,3 mgr Hg Cl2 in 5O0,0 Ham erkennen liess. Allein zu Massenuntersuchiungen war auch sie nicht ausreichend und einfach genug. Abgesehen von den nicht zu unterschätzenden Kosten, die aus dem Verbrauch an Alkohol und Aether, die zum Reinigen der Kupferfeile erforderlich sind, erwachsen, war auch zu jeder Probe ein neues, langes (ca. 35 cm) Reagensglas iiöthig. Ein weiterer Missstand bestand darin, dass man die Menge der Dieses Dokument wurde zum persönlichen Gebrauch heruntergeladen. Vervielfältigung nur mit Zustimmung des Verlages.
doi:10.1055/s-0028-1140203
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