Innovation als Transformation
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2020
Zukunft Lernwelt Hochschule
Neues Innovationsverständnis an Hochschulen in Europa Einleitung Spätestens seit den Universitätsgründungen im industriellen Gründeraufschwung des 19. Jahrhundert gelten Hochschulen als wichtige Motoren regionaler oder nationaler Innovation. In den letzten zwei Jahrzehnten wurde dieses Verständnis wieder ins Zentrum hochschulpolitischer Aufmerksamkeit gerückt. Das Bewusstsein, als knowledge economy und Wissensgesellschaft (ersterer Begriff ist im englischen Sprachraum verbreiteter als im
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... sprachigen) auf Wissensressourcen, hoch qualifizierte Arbeitskräfte und ein dynamisches Zusammenspiel von Wirtschaft und Forschung angewiesen zu sein, beschäftigt Hochschuldiskurse seit der Suche nach einem Ausweg aus den Wirtschaftskrisen der 1990er Jahre. Michael Porters Arbeiten zur Erhöhung von Wettbewerbsfähigkeit durch thematische und wirtschaftliche Cluster (Porter 2000) gegen Ende des Millenniums schlugen sich bald in entsprechenden staatlichen Unterstützungsinstrumenten und Unternehmensstrategien nieder; Fragen zur Bedeutung regionaler Nähe und lokaler Partnerschaften für eine erfolgreiche Interaktion zwischen Hochschulen und externen Partnerinnen und Partnern wurden bald zu zentralen Fragen der Wissensökonomie und -gesellschaft. So beschäftigen sich nationale und europäische Politikentwürfe gerade im Zeitalter fortschreitender Globalisierung und Digitalisierung zunehmend mit der Suche nach den Vorteilen regionaler Dichte und der damit erleichterten Interaktion verschiedenartiger Wissensakteurinnen und -akteure. Regionen schwärmen von Innovation Hubs an Hochschulen, in denen die physische Präsenz und reale Kooperation verschiedenartiger Innovatorinnen und Innovatoren gesucht und gefördert wird. Digitale und analoge Kommunikation scheinen sich nicht gegenseitig zu verdrängen, sondern eher zu verstärken. Eine neue Studie (Reichert 2019), deren zentrale Ergebnisse im Folgenden dargelegt werden, analysiert die neue und entscheidende Rolle der Hochschulen in diesen kooperativen Innovationsräumen. Wegen ihrer zunehmend engen Verschränkung werden die Interaktionen zwischen Hochschulen, staatlichen Institutionen und Unternehmen oft mit dem Bild einer DNA-ähnlichen "Triple Helix" beschrieben (Etzkowitz 2003) und mit stetig wachsender Aufmerksamkeit betrachtet, weil ihnen eine maßgebliche
doi:10.1515/9783110653663-019
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