(hydro)geologischen Voraussetzungen für die prähistorische Salzgewinnung im unteren Unstrut-Tal
Silke Clasen, Karsten Sommerwerk
2022
Briquetage ist im mitteldeutschen Raum eine weit verbreitete Fundgattung. Ihre Verwendung zur Salzgewinnung ist inzwischen unstrittig. Einen Uberblick dariiber vermittelt Matthias (1961). In seiner Ubersicht werden nicht nur Form und Verwendung der Brique tage zusammengefabt, auch der Frage nach der heutigen Verteilung von Solquellen und der Verbreitung entsprechend angepabter Pflanzen (Halophyten und Halophilen) als Anzeiger dafiir wird nachgegangen. Ingesamt bleibt es jedoch bei der eher
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... mein gehaltenen Feststellung, dab es in vorgeschichtlicher Zeit moglicherweise mehr Solquel len gab als heute bekannt sind. Die Hauptursachen dafiir sind die vielfaltigen Eingriffe des Menschen in den natiirlichen Wasserhaushalt in neuerer Zeit, aber auch Klimaanderungen kbnnen diesen beeinflussen. Ohne die Kenntnis geologischer und hydrogeologischer Sachverhalte mub die Frage nach der Mdglichkeit der Vor-Ort-Gewinnung bei Fehlen entsprechender archaologischer Befunde spekulativ bleiben. Aus den geologischen Bedingungen kann am ehesten geschlossen werden, ob am Fundplatz die Mdglichkeit zur Salzgewinnung gegeben war oder ob -wegen fehlender geologischer Voraussetzungen fiir Solquellen -Handel angenommen werden mub. Zunachst soil ein Einblick in die neuzeitlichen hydrogeologischen Verhaltnisse ge geben werden, um die Rahmenbedingungen darzustellen. Ein wesentlicher Eingriff in die Hydrogeologie weiter Gebiete war die verstarkte Grundwasserabsenkung fiir die Braunkohlengewinnung und den Kupferschieferund den Kalibergbau seit Ende des 19. Jh. Dadurch kamen zum einen Quellen zum Erliegen, zum anderen wurden durch das fortwahrende Heben des Grundwassers durch Abpumpen auch tiefer gelegene Aquifere beeinflubt, und es kam zum anthropogen induzierten Aufstieg geogen salziger Grundwiisser z. B. aus dem Zechstein. Auch die Verlegung von Fliissen (z. B. Geisel, Mulde) veriinderte die hydrogeologischen Verhaltnisse. Gleichzeitig weisen erhohte Salzgehalte von Oberflachengewassern auf rezente anthropogene Verunreinigungen hin. Davon ist auch die Unstrut betroffen. Ihre rezente Salzbelastung ist immer noch relativ hoch, was auf Haldensickerwasser des Kalibergbaus im Siidharz zuriickzufiihren ist1. In der Umge-Gewassergiitebericht Sachsen-Anhalt 1997. An der Mefistelle Nebra wurden folgende Wertegemessen: Leitfahigkeit 2338 pS/cm, Chlorid 361 mg/1, Sulfat 443tng/l, Kalium 21,6mg/1, Natrium 178mg/1, Calcium 2i9mg/l, Magnesium 57mg/l. Diese Werte liegen uber denen der Saale bei Bad Kdsen.
doi:10.11588/jsmv.2003.1.89615
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