Beiträge zur Entwicklungsgeschichte einiger Flechtenapothecien
Wilhelm Nienburg
1907
Flora oder Allgemeine Botanische Zeitung
Schon oft ist betont worden, daB man nul' auf Grund eingehender entwicklungsg eschichtlicher Untersuchung en einer groBen Anzahl von Formen zu einer wenigstens anniihernd natiirlichen Systematik del' Flechten gelangen konne. Seitdem durch Schwenden er die Wege fill' eine derartige Forschungsri chtung gewiesen waren, und seitdem Stahl durch seine Entdeckung del' Trichogynen dem Flechtenstudi um neue Anregung gegeben hatte, ist es denn auch immer wieder versucht worden, hier weiter vorzudringen.
more »
... iel ist auf diesem Gebiet schon geleistet, so viel, daB in neuester Zeit gesagt werden konnte: "The lichens bid fair soon to become, if they are not already, the bestknown group of the higher fungi as to the actual facts in the development of their fruiting organs". 1) Abel' wenn man die Ergebnisse del' zahlreichen Bemiihungen einmal genauer iiberbliekt, so wird man doeh finden, daG diese W orte etwas optimistisch sind. Uber die Bedeutung del' Triehogynen sind wir heute noeh nieht viel bessel' aufgekliirt als VOl' 30 Jahren naeh del' Stahlsehen Collema-Unte rsuehung, obwohl all,e Autoren, die sieh mit entwieklungsg esehichtlichen Fleehtenstudi en beschiiftigt haben, gerade hierauf ihr Hauptaugenm erk richteten. InfoIgedessen sind die ersten Anfiinge del' Frucht heute schon fUr eine ganze Anzahl von Fleehten mehr odeI' weniger zuverliissig beschrieben. Abel' da es eben das Sexualitiitspro blem war, das am lebhaftesten interessierte, so wurde die weitere Apothecienen twicklung, die Fragen naeh den Homologien del' einzelnen Teile des Fruehtkorper s, die mil' fiir die systematische Gruppierung am wiehtigsten zu sein seheinen, dariiber von den meisten Forschern vernachliissig t. Wie sehwankend und unsieher un sere Kenntnisse gerade in bezug auf diese Punkte noeh sind, zeigt am besten die Tatsaehe, dafJ gerade die Arbeiten, die sich allein von allen iilteren genauer mit diesen Fragen beschiiftigen, niimlich die K I' a b b e schen Cladonia-Unt ersuchungen, in ihren Ergebnissen durch die Befunde von B a u I' zum mindesten sehr zweifelhaft geworden sind. 1m folgenden muB ich hierauf noch eingehend zu sprechen kommen, deshal b mag einstweilen diese Andeutung geniigen. 1) Harper, Sexual reproduction in certain mildews, 1905. Flora, Ed. 98.
doi:10.1016/s0367-1615(17)32213-9
fatcat:e2usuz6l3bfzxmhocil2bsb2ym