Medienskepsis und Medienzynismus. Funktionale und dysfunktionale Formen von Medienkritik

Nikolaus Jackob, Ilka Jakobs, Oliver Quiring, Tanjev Schultz, Christian Schemer, Marc Ziegele
2019 Communicatio Socialis  
In diesem Beitrag werden Medienskepsis und Medienzynismus als funktionale und dysfunktionale Form der Medienkritik unterschieden. Es wird untersucht, wie verschwörungstheoretische Denkmuster mit Medienskepsis und Medienzynismus zusammenhängen und wie sich diese Einstellungen auf das Medienvertrauen auswirken. Die Ergebnisse zeigen, dass eine medienkritische Einstellung, die konstruktiv ist und nicht böse Absichten und Verschwörungen vermutet, wesentlich weiter verbreitet ist als radikaler
more » ... zynismus. Medienskeptische Rezipient_innen haben ein höheres Medienvertrauen und sind stärker im moderaten politischen Spektrum verortet. Medienzynismus geht mit dem Glauben an Verschwörungstheorien einher und führt zu höherer Demokratieunzufriedenheit und Politikverdrossenheit. M edienkritik ist in Mode gekommen. Stammten Me-dienkritiker_innen früher zumeist aus Religionsgemeinschaften, Wissenschaft, Politik und dem Journalismus selbst, scheint Medienkritik zum Volkssport avanciert zu sein: Die Arbeit von Journalist_innen und deren Auswirkungen werden wahlweise mit oder ohne Sachkenntnis angeprangert, wie nicht zuletzt das irreführende Schlagwort Lügenpresse zeigt. Jedoch ist das Hauptproblem eines teilweise dysfunktionalen Journalismus in der modernen Gesellschaft nicht die manifeste Lüge. Vielmehr wird bisweilen die "Wahrheit [...] verfehlt" (Kepplinger 2012, S. 195). Selten wird handfest gelogen, zentrale Probleme sind vielmehr z. B. das Zitieren opportuner Zeugen, das Auslassen von Details, das Hochspielen bevorzugter Sichtweisen oder der Negativismus der Berichterstattung (vgl. z. B. Hagen 2015; Arnold 2018). Und viele der dysfunktionalen Effekte von Medienberichterstattung sind nicht Resultate
doi:10.5771/0010-3497-2019-1-19 fatcat:wnankcaelva5bj3q6xk5rz7lvu