Die Barockisierung des St. Pöltner Domes

Susanne Profous
2008 unpublished
Die Barockisierung des St. Pöltner Domes, der ehemaligen Stiftskirche des 1785 aufgehobenen Augustiner-Chorherrenstifts, erfolgte in mehreren Etappen. Ziel dieser Arbeit war es, durch Analyse der Baumaßnahmen und Quellen im Spiegel ihrer Auswirkungen auf Raumwirkung, Raumstruktur und Raumfunktion die Fragen nach Art, Intention und Funktion der "Umwidmung" des mittelalterlichen in einen barocken Kirchenraum beantworten zu können. Dazu war es notwendig, das jeweilige historische Umfeld der
more » ... en Barockisierungsetappen in die Überlegungen einzubeziehen. Der Außenbau blieb durch die gesamte Barockzeit von den Barockisierungen weitgehend ausgenommen. Diese Sichtbarerhaltung der weit zurückreichenden Geschichte des Stifts an den Fassaden diente der Legitimation des eigenen katholischen Glaubens gegenüber der zeitweise weitgehend protestantischen Bevölkerung St. Pöltens. Lediglich der Südturm wurde wiederholt durch zeitgemäßes Vokabular modernisiert. Ihm kam nicht nur eine Wahrzeichenfunktion als Erkennungsmerkmal der Stadt zu, sondern er erhielt im Zuge seiner letzten Umgestaltung um 1693 zusätzlich Denkmalfunktion. Er steht nicht nur als Zeichen des Triumphs über die Türken, in seiner Weiheurkunde wird auf das Zehnjahresjubiläum des Sieges über die Türken Bezug genommen, sondern, wie durch die Miteinbeziehung der wechselvollen Geschichte zwischen Stadt und Stift erläutert werden konnte, auch als Denkmal der Überwindung des Protestantismus innerhalb der Stadtbevölkerung und als Mittel der Machtdemonstration gegenüber der Stadtobrigkeit. Die Umgestaltung des Innenraums erfolgte in zwei Etappen. Die Barockisierung des 17. Jahrhunderts betraf vor allem die Raumstruktur und Raumfunktion. Trotz weitgehender Beibehaltung des mittelalterlichen Erscheinungsbildes wurde der Innenraum durch die Abschnürung der Seitenschiffschöre und den Wegfall des Lettners den barocken Anforderungen entsprechend adaptiert. Die Trennung in Mönchs- und Laienbereich wurde aufgegeben, der gesamte Innenraum wurde auf den Hochaltar als neues und [...]
doi:10.25365/thesis.1546 fatcat:oom7lcsdm5dc3ps4vyvtm7qot4