Individualität und Typologie in der Handzeichnung um 1800 [chapter]

Werner Busch
2012
1 Individualität, so hab en wir in diesem Vortragszyklus gelernt, hat es immer schon gegeb en, wenn auch in unterschiedlicher Ausprägung. Sub jektivität allerdings, als b ewußte Einzigartigkeit des Individuums, ist erst im 18. Jahrhundert zum Prob lem geworden -existiert hat natürlich auch sie zuvor. Sub jektivität als Selb stwert ist von Locke b is Kant diskreditiert worden. Offenb ar wurde sie als Bedrohung emp funden: als Bedrohung rationaler Vernunft. Beide, Locke und Kant, sehen Su b
more » ... ität, die sich nicht einer verstandesgemäßen Kontrolle fügt, als zum Wahnsinn tendierend an. Nach Locke entsteht Erkenntnis durch Erfahrung, und Erfahrung wird ausgelöst durch Sensationen. So ist der Mensch allein ein Produkt seiner Erfahrungen. Die sich daraus b ildende Identität ist gänzlich vom Bewußtsein ab hängig. Das Leb en spielt sich nach Locke allein im Bewußtsein ab . Erfahrungen lassen das Bewußtsein Ideen assoziieren. Die Verb indung von Erfahrung und asso ziierter Idee ist nach Locke natürlich und logisch, vernünftig geregelt. Ab er eb en hier schleicht sich das Elend der Sub jektivität ein. Prägt sie die Assoziationen, so werden die Verb indungen falsch, produzieren unpassende, von Locke b ezeichnen derweise phantastisch genannte Ideen. Wird ihre Irrationalität auf Dauer für ver nunftgeleitet gehalten, so führt dies zum Wahnsinn.
doi:10.11588/artdok.00001813 fatcat:3vfmbemhkbb4bhqlc6lumjsvya