Die arme Baronin

Gottfried Keller
1927
Sit einer îleinett Dütte wohnte Seit nieten, langen Satiren fdjoit ©Hein mit ihrer eing'gen Siege Die alte ©lutter génélone. ©tit ©eihenmildj unb partem 23rote Stäljrt' fiel) bie grau teigein, tagaus; Unb bann unb wann formt' fie ein Säsdjen, Dodj nimmer roar's gum eig'nen Schmaus; Denn tlopft' ein 2trmer ntiib' unb hungrig 21ns $eim ber 9JÏutter génélone, ©leid) reicht' bie ffi'ute ihm ein Säsdjen Unb iprad): "Steljmt bies für meinen Sohn!" Unb warb mal ©iner wunberfilgig OB biefer
more » ... Sprach', So gog ihn bie barmherg'ge 2llte SUtit ernfter ©tiene ins ffiemadj: "©lein Sohn ging fort oor vielen Sahreit. ©ie )d)rich er heim. Slam nie gurüd. Ob ihn fdjon frembe ©rbe bedet?... Ob blenbet ihn bes ©ebens ©lüd?... ©in Säslein meiner liehen Siege, Das hefte, toas bie Düfte beut, 2ßirb jebem ^etfdjenben gefchentet 2lls Scher île in ber ©armbergigïett. Sollt' arm mein itinb bie SBelt burdjirren; Sßerb' ©ädjftenliebe ihm guteil 2ßie id) es iebent Dürft'gen tue; Der ©lutter SBoljltat fei ihm Seil!" Die Sahre fdjwanben. ©iites 2lbenbs ©in frember ©tarnt burdjs ©ärtlein fdjritt. Da ftuht' er. ©ine Srantenfdgwefter Teilt' ihm ben Dob ber ©reifin mit. ©rbleidjenb ftürgt' ber ©tann ins Stübd)eir. 3m Sarg lag ©lutter génélone Unb auf bem Tifdj ihr Iefetes Säsdjen, ©in Settel brauf: "gür meinen Sohn!" *) ©efcljeljcn in einem ®orfe ber SScnbée.
doi:10.5169/seals-646924 fatcat:hjkcgvg4azelzmgnohrkvyuk5a