Adriano Oliva et André Vauchez, 2 t

Nicole Préparé Par, Rainer Bériou, Michel Berndt, Fédou
2008 Münster (Aschendorff) 2013, 1120 p. (Archa verbi. Subsidia, 10)   unpublished
Welche bedeutende Rolle die (oder bestimmte) Autoren der Patristik für das kirchliche Mittelalter gespielt haben, ist allseits bekannt. Der »Augustinismus« war zeitweise sogar eine Art Modethema, und das Nachwirken Augustins füllt immer noch einige Seiten jährlicher Augustinbibliographien. Trotz einer Vielzahl von Einzelstudien fehlt es bisher aber sowohl an gebündelten Detailstudien wie gar an einer zusammenfassenden Würdigung des Themas. Die hier zu besprechenden, aus einer Tagung 2008
more » ... egangenen, stattlichen zwei Sammelbände mit über 1100 Seiten können und wollen Letzteres natürlich nicht leisten, sondern − und das ist gelungen − mit der wohl bewusst offenen Frage nach der Rezeption der Kirchenväter im Mittelalter die ganze Breite der inhaltlichen und methodischen Möglichkeiten vorstellen. Die Einleitung bleibt deshalb relativ formal. Von den 53 Aufsätzen sind 37 in französischer, sieben in italienischer, vier in deutscher, nur drei in englischer und zwei in spanischer Sprache abgefasst. Sie enden jeweils mit einer ausführlichen Bibliographie, die insgesamt die Menge der Forschungsaktivitäten repräsentiert. Eine Einzelwürdigung ist an dieser Stelle selbstverständlich nicht möglich. Stattdessen soll lediglich das Spektrum der Zugänge verdeutlicht werden. Die Bände selbst sind in acht nach Kommunikationsformen, Quellenarten und Institutionen unterscheidenden Sektionen unterteilt: schriftliche Traditionen (Verbreitung und Übersetzungen), mündliche und kulturelle Traditionen (Liturgie, Predigt, Katechese), ikonographische Traditionen, Schriftinterpretation (Exegese), Lehrautorität der Väter (Papsttum und Konzilien), Rezeption in der philosophisch-theologischen Argumentation, Hagiographie und Spiritualität, Patristik und Geisteswissenschaften (Anthropologie, Geschichte, Politik). Damit ist bereits die thematische und die Überlieferungsbreite der Beiträge angedeutet. Die Gliederung gibt durchaus Sinn, täuscht aber darüber hinweg, dass die Zugänge zu diesem Thema nicht vorrangig von der Quellengattung abhängen. Im Folgenden sei deshalb eher das breite Spektrum der Herangehensweisen und Themenstellungen zugrunde gelegt. Nur die ersten drei Eingangsbeiträge versuchen sich an übergreifenden Perspektiven: François Dolbeau betont die allmähliche Herausbildung eines Kanons der Kirchenväter zwischen dem 4. und 6. Jahrhundert (mit einer Problematisierung beider Begriffe), Claudio Leonardi würdigt die Leistungen seines Forschungsinstituts (SISMEL), vor allem die Bereitstellung von Hilfsmitteln und Repertorien, und Matthias Tischler plädiert für eine zeitliche Differenzierung der Patristikrezeption nach Rhythmen und Zeitaltern im Laufe der mittelalterlichen Jahrhunderte.
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