Braucht eine Textlinguistik Kategorien des Sinns? Sinnkritische Bemerkungen zu Frege, Coseriu und Luhmann
Karsten Hvidtfelt Nielsen
2005
Tidsskrift for Sprogforskning
In this paper, I inquire whether the discipline of discourse analysis (textual linguistics) needs to accept categories of meaning into its work. I direct the inquiry from the position of meaning scepticism such as argued in Nielsen (2003) . The consequences of discarding meaning as an object of textual research are illuminated by means of a model that, taking textual usage for its object, turns usage into a purely material, deterministic and decidable affair. As contrast, three non-material,
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... -deterministic and undecidable models of meanings are presented: one assembling Frege's scattered comments on linguistic matters into a conception of meaning as sceptical as my own, one depicting Coseriu's approach to meaning as a hermeneutic mix of psychology (Bühler) and glossematics (Hjelmslev), and one attempting to bring out the internal (and intended) paradoxes of Luhmann's constructivistic theory of meaning. I conclude by intimating that discourse analysts will have to choose: either they abandon meaning, or their work will have an equal share in the undecidabilities (be they hermeneutic, constructivistic or whatever) of meaning. CAPTATIO BENEVOLENTIAE Die Textlinguistik gibt es nicht. So wenig wie ihr Mutterboden, die Linguistik, sich heute als eine methodisch und theoretisch festgefügte Einheit beackern lässt, so wenig präsentiert sich ihr Sprössling als ein einheitliches Wissensgebiet. Unter Textlinguistik firmiert eine reiche Varietät von Disziplinen, die kaum mehr als der Wunsch nach Erschließung der textuellen Dimensionen des sprachlichen Universums zusammenhält 1 . Gegen diese Vielfalt ist natürlich nichts einzuwenden; lässt diese doch sich als das erfreuliche Zeichen sowohl der Fruchtbarkeit textbezogener Fragestellungen als auch der Diversität der in Angriff genommenen Phänomene mühelos interpretieren. Bei diesem wahren embarras de richesse scheint das Gebot der Stunde eher Arbeit an schon vorhandenen Ansätzen zu sein als deren Anzahl um noch eine Variante erhöhen zu wollen. Nichtsdestoweniger trifft Letzteres gerade die Absicht des vorliegenden Aufsatzes: der textlinguistisch orientierten Fachwelt einen neuen Approach zu dem Studium textueller Phänomene vorzulegen. Es erhellt von selber, dass bei der reichen Tradition, die textlinguistische Disziplinen ihrer kurzen Dauer zum Trotz aufzuweisen vermögen, kein Neuansatz mit dem
doi:10.7146/tfs.v3i1.83
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