Verhandlungen der Sektion für Haut- und Geschlechtskrankeiten an der 81. Versammlung Deutscher Naturforscher und Ärzte in Salzburg

Walther Pick
1910 Archives of Dermatological Research  
vom 19. bis 25. September 1909, Sitzung vom 20. September 1909 naehmittags. Seholtz. Die heutigeBedeutung derWassermannschen Reaktion f~r die Diagnose und Therapie der Syphilis. S choltz weist zun~ehst darauf bln, da~ der Methode aueh heute noeh geringe Feblerquellen anhaften, welebe aueh den p o s i t i v e n Ausfall tier Reaktion nicht st~ts absolut zuverl~lieh erscheinen lassen. Hievon ganz abgesehen, beweist der positive Ausfall zun~chst nur, dab der betreffende Kranke in seinem Leben
more » ... syphilitiseh infiziert worden ist, m5glicnerweise, dal~ er tatsiiehlieh noch als luetisch zu gelten hat; er beweist aber nieht, dab eine vorliegende klinisch verd~chtige Affektion nun aueh wirklich luetisch ist; das kSnnen wir naeh dem Ausfall der Reaktion nur mit Wahrscheinlichkeit, wena aueh mit recht grol3er Wahrscheinlichkeit, annehmen. Es wird selbstversti~ndlich hie und da vorkommen, dab wit infolge friiherer luetischer Infektion, yon welcher der Kranke eventuell gar nichts well3, positive Reaktion finden, obwohl die vorliegende fragliche Affektion gar nicht syphilitisch ist Scholtz berechnet die Wahrscheinlichkeit, mit weleher beira Erwachsenen eine positive Reaktion fiir die luetisehe Natur einer klinisch verd~iehtigen Affektion Spricht, auf zirka 94%; eine Wahrscheinlichkeitsdiagnose erlaubt abet in dieser Hinsicht auch die negative Reaktion und zwar betr~igt der Grad der Wahrscheinlichkeit~ wenn es sieh --wie gew6hnlieh --um zweifelhafte sekundiir-oder tertii~r-luetische Affektionen handel" reichlieh 900/0. Der Weft der positiven und negativen Reaktion ist also fiir die Diagnose klinisch zweifelhafter Affektionen fast gleichgrol3. Ffir die Therapie lassen sich zurzeit aus dem kusfall der Reaktion noeh keine bindenden Schlfisse ziehen, wie wohl wir schou jetzt hoffen kSnnen, dal3 die Reaktion uns auch in dieser Beziehung mancherlei leisten und vor allem f(ir die Niitzlichkeit und Notwendigkeit der chronischintermlttierenden BehandTung wertvolle Bewelse beibringen wird. Schon jetzt unser therapeutisches Handeln in weitgebendem Mal~e yon dem Ausfalle der Reaktion abhiingig zu maehen, h~lt Scholtz fiir verfrtiht und beffi.r.chtet, daI~ hleraus leicbt eine Vernaehlfissigung der Klinik und bei den Arzten eine Unsicherheit in der Handhabung der Therapie ent-
doi:10.1007/bf01829954 fatcat:4vgsbfunfjcn7gfsauoqqcu3pq